30 Pazifiküberquerung

Pazifiküberquerung

in 21 Tagen über den Pazifik

 

Santa Cruz - Hiva Oa

15.03 - 05.04.2019

Von der Mosel in die Südsee. Ich kann es noch gar nicht fassen, wir haben es geschafft.

 

Nach 3089 Seemeilen in knapp 21 Tagen konnten wir den Anker in Hiva Oa, in den Marquesas fallen lassen.

 

Ich meine mit der Manado hätten wir für diese Strecke wahrscheinlich 30 Tagen gebraucht, wenn nicht sogar länger.

 

Anfangs schien es, als würden wir es in 17 Tagen schaffen, aber es kommt immer anders als man denkt! Lest selbst...

 

Die ersten 1.500 Seemeilen und somit die erste Hälfte, verging - so lala. Der Weg zu den Passatwinden war ziemlich rollig und länger als gedacht. Wir mussten über 500 Meilen nach Süden Segeln um Stabile Winde zu finden.

 

Anders als angenommen, kamen die Wellen nicht von Südost, sondern genau von Süden und somit genau von der Seite.

 

Außer Wind und Welle hatte der Pazifik bisher nicht viel zu bieten. Ziemlich ähnlich zu unserer Atlantiküberquerung. Dabei hatte Manuel mir doch versprochen, das es angenehmer wird.

 

Es war natürlich toll, dass wir diesmal vier Leute waren, die drei Stunden Schichten machten. Somit gab es wesentlich mehr „off-Zeit“. Und jeder von uns hatte alle vier Tage einen Kochtag, an dem sich um das leibliche Wohl der Crew gekümmert wird. Geschnetzeltes und Beef Stroganoff anstatt Ravioli.

 

Auch das Wildlife war sehr mau. In einer meiner Mittagsschichten, während die ganze Crew schlief, schwamm ein Baby-Walhai ca, drei Meter an uns vorbei. Erst dachte ich, es sei Treibgut und als ich realisierte, dass es ein Walhai war, war er leider zu schnell oder ich zu langsam um ein Foto zu machen.

 

An Tag 4 fingen wir endlich einen Fisch, der Mahi Mahi war aber leider viel zu klein (für ca 6 Personen). Somit entfernten wir den Haken und warfen ihn zurück ins Wasser.

 

Deswegen mussten wir uns mit dem „Catch of the day“ zufrieden geben- Fliegende Fische und Squids, die auf dem Vordeck oder der badeplattform landeten.

 

Am neunten Tag hatten wir endlich die Hälfte hinter uns gebracht. Somit lagen nur noch 1.500 vor uns ... jeder von uns hoffte, dass die zweite Hälfte angenehmer wird.

 

Da man ja nicht täglich Bergfest bei einer Pazifiküberquerung hat, feierten wir dies. Irgendwie muss man sich ja motivieren - wir duschten, lackierten uns die Nägel, es gab selbstgemachte brownies und natürlich luden wir Mr. Abuelo ein.

 

Und tatsächlich es half. Der Schwell ging zurück und kam endlich von hinten. Nun hatten auch die Fische Lust anzubeißen ohne dabei seekrank zu werden.

 

Der erste Biss war so groß, dass Manuel seit einer Ewigkeit mal wieder einen Köder verlor. Aber es kam noch nie vor, dass ihm das Stahlvorfach riss. Das Ding hat eine Bruchlast von über 200 kg.

 

Dies war zuerst eine kleine Tragödie und das Gesprächsthema überhaupt. Wir überlegten alle schwarz zutragen, um Manuel in seiner Trauer zu unterstützen. Doch Gott sei Dank, am nächsten Morgen ein weiterer Biss - zuerst dachten wir es sei ein Baby-Wahoo. Und da an dem Fisch so gut wie nichts dran war, ging auch dieser zurück ins Wasser. Es war ein Makroeal, ein schlanker gruselig aussehnder Fisch mit Zähnen, welcher größer als der Rest seines Körpers war.

 

Als am Nachmittag wieder Manuels Lieblingsgeräusch erklang und wir einen wunderschönen 24 kg Wahoo landeten, wussten wir direkt, dass das am Morgen kein Wahoo war. Es war eine „Snake Makrele“.

Der Unterschied ist riesig. Wie konnten wir nur denken, dass das hässliche Ding ein Wahoo war.

 

Darauf hin ging es Schlag auf Schlag. Am nächsten Tag 2 Tunas und danach ein Mahi Mahi. Endlich stand auch Fisch auf dem Speiseplan und das mit einer großen Vielfalt. Ceviche, Sushi, Wahoo-Bites oder Mahi Burger.

 

An Tag 14 verschwanden endlich die Wellen. Das Meer war ruhig und es war so angenehm zu segeln. Wir setzten das Spinnaker und kamen unserem Ziel immer näher. Doch am nächsten Tag war neben den Wellen auch der Wind verschwunden. Anstatt mit bis zu 9 Knoten immer gerade aus, dümpelten wir mit 4 Knoten umher.

 

Als die Segelbedingungen perfekt waren, und wir mit 200 Seemeilen pro Tag über die unendliche Tiefe des Pazifik in Richtung Südsee schipperten bekamen wir eine E-Mail, das ein anderes Schiff, ca. 600 Seemeilen Nordöstlich von uns das Ruder verloren hat und seit Tagen nur noch im Schwell am hin- und hertreiben ist.

 

Nach ein paar E-Mails haben wir uns dazu entschlossen unseren Kurs anzupassen und Hilfe anzubieten.

 

Nach ein bisschen mehr als drei Tagen haben wir dann die kanadische Segelyacht mit Hilfe des Radars während der Nacht sichten können und haben das erste mal Funkkontakt mit der Vata aufnehmen können.

 

Das Kanadische Paar hatte mit sich mit Hilfe des Spinnakerbaums und einem aus Dieselkanistern bestehendem Treibanker eine Hilfssteuereinrichtung gebaut, mit der Sie ca. 1,5 Knoten zum Ziel machten. Es wäre somit eine unangenehme Weiterreise für die letzten 700 Seemeilen zu den Marquesas gewesen.

Nach ein paar Gesprächen und Ideen haben wir dann eine Abschleppvorrichtung gebastelt und das 11 Meter lange Segelschiff Vata an den Haken genommen. Von nun an waren wir nicht mehr mit 9, sondern eher mit 4-5 Knoten unterwegs, konnten jedoch trotzdem Segeln.

 

Mit der Geschwindigkeit kam einem die Zeit länger vor und die Tage zogen sich in die länge.

 

Irgendwie wundert es mich nicht, dass und sowas passiert. Ich meine den Pazifik zu überqueren ist ja schon ein Highlight für sich. Aber nein, wir müssen das wieder toppen und dabei ein Segelschiff hinter uns her ziehen.

 

Vata ist nun ziemlich happy und wir ziemlich langsam. Es kostet uns tatsächlich 3 Knoten. Somit können wir unser Ziel von 18 Tagen nicht mehr erreichen. Mit Manado-Speed zogen wir Vata hinter uns her und diese 6 Tage kamen uns wie eine Ewigkeit vor.

 

Doch endlich, nach 20 Tagen, 17 Stunden und 40 Minuten ließen wir den Anker fallen.

 

Nun kann unser Südseeabenteuer beginnen !