09 Suedspanien - Gibraltar

Südspanien

Torrevieja - Carthagena - Marbella - Gibraltar

 

14 Tage - 436 Meilen - 4 Städte

 

Schweren Herzens haben wir die schönen Buchten von Formentera verlassen und segelten bei sehr schwachem Wind auf direktem Wege nach Torrevieja.

Kurz vor der spanischen Küste mussten wir sehr aufmerksam sein, da rund um die Küste überall Fischerboote unterwegs waren, teilweise unbeleuchtet. Man hört oder riecht die Schiffe bevor man sie sieht.

In Torrevieja sind wir zum ersten Mal seit der Mast steht wieder in eine Marina gefahren. Die Zeit nutzten wir und haben jede Menge kleinere und größere Arbeiten am Schiff erledigen können. Nadja war erstmals im Mast und hat unseren Radarreflektor etwas tiefer montiert da wir öfter das Problem hatten, dass unser Großfall sich darin verhangen hat.

Als alle Arbeiten in Torrevieja erledigt waren sind wir weiter nach Carthagena gesegelt. Eine sehr alte und schöne Stadt. Wir haben viel Zeit damit verbracht die gut erhaltenen Befestigungsanlagen zu besuchen und den Flair der Stadt auf uns wirken zu lassen.

Bevor wir auf den Atlantik segeln wollten wir unbedingt mehr Erfahrung bei starkem Wind machen und so beschlossen wir, abends ab Carthagena bei 20 - 25 Knoten Wind in Richtung Marbella zu segeln.

Das Schiff und wir waren auf den Wind vorbereitet und kamen richtig gut voran. Nur mit dem gerefftem Vorsegel sind wir kontinuierlich mit 6 Knoten in die richtige Richtung gerauscht. Ungemütlich hierbei waren jedoch die steilen und sehr kurzen Wellen. Wir haben gelernt, bevor wir starten darauf zu achten, wie die Tage zuvor das Wetter war. Bevor es losging war vor der Küste zwei Tage Starkwind, weswegen das Meer noch sehr aufgeraut war. Die Wellen sind immer wieder über die Seite oder das Heck ins Cockpit eingedrungen, doch daran haben wir uns mittlerweile gewöhnt.

Auf der zweitägigen Überfahrt haben wir bis auf ein Kreuzfahrtschiff kein einziges anderes Schiff gesehen. In der Nacht bevor wir die Küste vor Marbella erreichten, sind über Stunden Delfine um unser Schiff geschwommen. In der Nacht konnte man diese wunderbar durch den leuchtenden Plankton erkennen und auch hören. Jedesmal wenn sie von weiter weg ans Boot geschwommen kamen sah es aus wie ein Torpedo der gleich einschlägt.

Als wir fünf Meilen vor der Küste waren hat der Wind komplett nachgelassen und es war totale Windstille. Als wir den Motor starteten waren wieder Defline neben uns. Wir schätzen, dass es diesesmal eine Delfinschule von weit mehr als 50 Stück sein mussten. Die Delfine waren überall und blieben die ganze Zeit bei unserem Schiff. Manchmal haben wir gesehen, wie kleinere Fische versucht haben sich in unserem Schraubenwasser vor den Delfinen zu schützen, was aber vermutlich nicht wirklich erfolgreich war.

In Marbella gingen wir in eine Marina, da es keine geschützten Ankerplätze an der Küste gibt. Wir waren nur eine Nacht vor Ort und erkundeten die kleine Altstadt. Die Uferpromenade ist sehr schön und hat wahrscheinlich die längste Handtaschenmeile der Welt. Auf mehreren Kilometern sitzt einer nach dem anderem auf der kleinen Mauer und versucht einem eine Designerhandtasche umzuhängen.

Von Marbella aus ging es weiter nach Gibraltar. Wir hatten viel von der Straße von Gibralter mit ihren schwierigen Bedingungen gehört, sodass wir bei wenig Wind unter Motor nach Gibralter fahren wollten. Nachdem wir eine Stunde unterwegs waren sind wir in eine fiese Nebelbank gefahren. Wir motorten drei Stunden mit einer Sichtweite von unter 50 Metern. Das war super anstrengend und macht wirklich absolut keinen Spaß. Immer wieder waren kleine Fischerboote, manchmal nicht größer als eine Badewanne, 10 Meilen weg von der Küste mitten in der Nebelbank am treiben und fischen.

Als wir die Straße von Gibraltar sahen und der Affenfelsen zum Vorschein kam frischte der Wind auf und kam mit 20 Knoten genau von vorne. Dazu noch eine leichte Strömung von ca. einem Knoten. Wir hatten also alle Zeit der Welt um den Felsen und das Treiben zu beobachten. Vor dem Eingang der Straße lagen acht große Containerschiffe vor Anker, welche man bei Nebel gar nicht so leicht ausmachen konnte.

Über Funk meldete die Seefunkstelle Malaga, dass ein Boot mit 53 Flüchtlingen gekentert ist, man aber unter keinen Umständen selbst zur Hilfe eilen soll. Wenn man in Sichtweite ist auf Abstand bleiben und alles was man sieht an die leitende Seefunktstelle weitergeben. Es ist schon ein komisches Gefühl das live mitzubekommen!

Fährt man auf den Felsen von Gibraltar zu weiß man anfangs gar nicht, ob der Felsen das Ende ist oder ob man schon in Marokko ist, so nah ist Afrika an Europa. Das lediglich 10 Meilen zwischen den Kontinenten diesen Unterschied zwischen arm und reich machen ist absurd.

Die erste Nacht ankerten wir in dem spanischen Teil vor Gibralter und verlegten uns dann am nächsten Morgen wegen gemeldetem Starkwind in die Marina im britischen Teil. Hier ist alles Zoll- und Steuerfrei und wir tankten unser Schiff für 46 Cent den Liter Diesel voll. Ebenso füllten wir unsere Minibar für die kommenden Monate auf.

In der Marina haben wir nur unsere Windsteueranlage montiert, welche uns hoffentlich die meiste Arbeit für die bevorstehenden Strecken abnimmt.

Gibraltar selbst ist kleiner als gedacht. Neben den zwei Häfen, dem Affenfelsen und der kleinen Altstadt gibt es nicht viel zu sehen. Wenn ein Westwind weht ist der Felsen und somit die Hälfte von Gibraltar in Nebel gehüllt.

Die Tage in Gibraltar haben wir die Sonne selten und wenn dann nur spät Abends gesehen.

Morgen geht es weiter von Gibraltar nach Marokko und wir verlassen unser Europa und haben von nun an auch keinen Versicherungsschutz mehr für unser Schiff.