06 Französische Inseln

Islandhopping

an der französischen Mittelmeerküste

 

6 Tage - 231 Meilen - eine Nacht

Frioul - Porquerolles - Korsika

Der Tag der Tage kam und wir konnten an einem ruhigen und sonnigen Samstagmorgen endlich den Hafen von Port Napoleon verlassen und nahmen gemeinsam mit der Segelyacht von Peter Kurs auf die die 25 Meilen entfernte Insel Frioul. Im Golf de Fos hatten wir wegen der anhaltenden Waldbrände vor Marseille ziemlich schlechte Sicht und mussten bei Flaute leider ein wenig Motoren bis wir endlich die Segel setzen konnten. Als wir den Golf de Fos verließen frischte der Wind auf und wir hatten perfekte Segelbedingungen. Nach nur fünf Stunden haben wir unsere erste Bucht unter Segeln erreicht. Frioul liegt nur zwei Meilen vor der Küste von Marseille und wird mehrfach täglich von einer Fähre angefahren. Demzufolge sind auch tausende von Tagestouristen in jedem Winkel der Insel.

 

Auf der Insel selbst sind viele alte Befestigungsstationen. Die großen Buchten sind von Yachten überfüllt. Nach einem Tag Inselerkundung haben wir uns wieder gemeinsam im Konvoi mit Peter zu der 56 Meilen entfernten Insel Porquerolles gemacht. Auf der Fahrt dorthin konnten wir zum ersten mal Butterfly segeln. Dabei wir das eine Segel auf der linken und das andere Segel auf der rechten Seite gefahren. Hierbei muss man sich ordentlich konzentrieren, da bei zu starken Schwankungen ein Segel umschlagen kann.

 

In Porquerolles haben wir einen Dinghy Ausflug zur nächsten Stadt gemacht und haben dort ein wenig für´s Abendessen eingekauft. An den Stränden war kaum mehr Platz für ein Handtuch, so viele Touristen lagen an dem Strand direkt an der Stadtgrenze.

 

Später sind wir dann noch mit dem Dinghy zu einem versunken Frack gefahren. Leider war dieses fast komplett zugesandet, sodass wir nicht mehr wirklich viel davon zu sehen bekamen.

 

Nach einem fantastischen Abendessen auf der Yacht von Peter verabschiedeten wir uns von ihm und nahmen am nächsten Morgen Kurs auf Korsika. Die Wettervorhersage hätte besser nicht sein können. 10 - 15 Knoten Wind und sogar Vollmond.

 

Wir starten gegen 10 Uhr am Morgen auf Porquerolles und nahmen bei angenehmen Wind ordentlich Fahrt auf und mussten die Segelstellung bis zum Sonnenuntergang kaum anpassen.

 

Kurz nach Sonnenuntergang ließ der Wind komplett nach und wir sahen eine dichte Wolkendecke direkt vor uns. Von weitem konnten wir Blitze erkennen aber keinen Donner hören woraufhin wir vermuteten, dass das Gewitter weit genug von uns weg ist.

 

Vorsichtshalber bargen wir das Großsegel, was bei dem Wellengang gar nicht so einfach ist.

 

Zwei Stunden nach Sonnenuntergang hat es auf einmal wie aus dem Nichts angefangen zu blasen und die Wellenhöhe nahm enorm zu. Nadja war bereits unter Deck und ich versuchte, das Vorsegel zu verringern. Leider haben wir auf jeder Seite nur eine Winschkurbel, und auf der Seite, auf der ich das Vorsegel einrollen kann, war auch das Seil für das Vorsegel umgelegt. Es war bei dem Wind unmöglich für mich das Vorsegel einzuholen. Ich behalf mir damit, die Leine quer durch das Cockpit auf die andere Winschkurbel zu legen. So gelang es, die Segelfäche zu verringern. Durch die Reibung des Seils über die Holzleiste hat diese angefangen zu schmoren und wir haben von nun an eine Holzleiste mit Branding. :)

 

Der Wind nahm noch weiter zu und wir fuhren mit fast vollständig gerefftem Vorsegel 6,5 Knoten, was unserer Höchstgeschwindigkeit entspricht.

 

Das Schiff tauchte hierbei immer wieder mit der Spitze in die Wellen und die Gischt kam über das komplette Schiff, so dass ich bei jeder Welle den Kopf einziehen musste. Als der Wind noch weiter zulegte nahm ich das Segel komplett rein und versuchte unter Motor zu fahren. Das hat leider überhaupt nicht funktioniert. Ohne Segel trieben wir trotz Motor wie eine Nussschale in einem reißendem Strom und die Wellen kamen von nun an von der Seite ins Cockpit. Das war der Punkt wo auch ich es neben Nadja mit der Angst zu tun bekam. Ich hatte die Situation nicht unter Kontrolle und wusste auch nicht, wie ich Sie wieder bekommen sollte.

 

Aus Verzweiflung setze ich ein wenig das Vorsegel und das Schiff gewann enorm an Stabilität. Wir kränkten jetzt unheimlich stark, aber die Wellen kamen nicht mehr über die Seitenwand ins Cockpit. Das Vorsegel hat den Vorteil, dass jedesmal, wenn das Schiff mit der Spitze eintaucht, der Wind im Segel die Spitze wieder rauszieht. Dabei schneidet sogar das Segel mit der Unterkante durch die Wellen.

 

Nadja lag derweil drinnen, konnte aber einfach nur liegen und hoffen, dass die Nacht schnell vorbei geht.

 

Ich habe bis vier Uhr morgens festgebunden im Cockpit gesessen und bin alle möglichen Szenarien durchgegangen, bis ich mich an die Situation gewöhnte und Vertrauen in das Schiff bekam. Auf einmal hatte ich keine Angst mehr und mir machte es sogar spaß, so durch die Wellen zu schneiden.

 

Kurz nach Sonnenaufgang hatten wir einen Fisch an der Leine. Nach zwanzig Minuten einholen konnten wir einen prächtigen Thunfisch neben unserer Bordwand erkennen. Leider habe ich es vergeigt, diesen ordentlich aus dem Wasser zu bekommen. Beim rausheben ist er mir vom Haken gerutscht.

 

Nach 26 Stunden konnten wir am Horizont die Silhouette von Korsika erkennen. Die imposanten Berge waren komplett in Wolken gehüllt.

 

Zehn Meilen vor unserer geplanten Bucht haben die Wellen wahnsinnig zugenommen und wir hatten schon wieder das Schiff nicht mehr unter Kontrolle. Die Wellen waren jetzt so steil, dass wir unmöglich weiter unser Ziel ansteuern konnten. Über Funk sind viertelstündlich Sicherheitsmeldungen auf Französisch gekommen.

 

Wir mussten wegen dem Wellengang abdrehen und haben versucht soweit um die Insel zu fahren, bis wir es geschafft hatten, nahe genug an die Klippen bzw. Westküste von Korsika ranzukommen.

 

Es hat fünf Stunden gedauert bis wir endlich aus dem Schlimmsten draußen waren und in einer Bucht südlich von Calvi auf 7 Metern ankern konnten.

 

Nachts hat der Wind ordentlich getobt und unser Schiff vor Anker ohne jegliches Segel komplett auf die Seite gelegt. Zum Glück waren wir so müde von unserer ersten Nachtfahrt, dass es uns nicht weiter gestört hat.

 

Am nächsten Morgen konnten wir gemütlich unsere Bucht beschnorcheln und einen Spaziergang zu dem nahe gelegenem Leuchtturm, welcher Wächter genannt wird, unternehmen.

 

Morgen werden wir versuchen, noch näher an Calvi zu kommen, um uns die Stadt und die umliegenden Dörfer anzuschauen.