04 Lyon - Port Saint Louis

Flussfahrten Teil 4

Auf antiker Reise ins Mittelmeer

 

4 Tage - 320 Kilometer - 13 Schleusen

Bei starkem Regen und reichlich Wind sind wir über die Saône nach Lyon gekommen. Dort hatten wir das Glück und konnten direkt an der Stadtmauer kostenlos mitten im Geschehen liegen. Die Stadt selbst hat uns sehr gut gefallen. Lyon wird durch die Saône geteilt. Auf der einen Seite befindet sich die Altstadt sowie die meisten Sehenswürdigkeiten. Auf der anderen Seite zwischen Saône und Rhone die „Neustadt“, welche wahrscheinlich auch schon weit über 100 Jahre alt ist. In der Altstadt gibt es zahlreiche Restaurants und Bars welche zum flanieren einladen. In der Neustadt kann man hingegen in den Boutiquen und großen Modehäusern die Kreditkarte glühen lassen. Da wir gut haushalten müssen haben wir uns zurückgehalten und sind stattdessen auf dem Wochenmarkt einkaufen gegangen. Auf den Märkten kann man hier wesentlich günstiger und besser als in den Supermärkten einkaufen. Verständigungsschwierigkeiten gibt es wegen der meist offen liegenden Waren so gut wie keine.

 

Nach einem schönen und wechselhaften Wochenende haben wir Lyon und die Saône verlassen und sind auf der Rhone eingefahren. Die Rhone hat eine viel bläulichere Farbe als die Saône und eine beständige Strömung zwischen 4 und 7 km/h. Die Schleusen auf der Rhone sind alle bemannt und mit Schwimmpollern ausgestattet. So muss man beim Schleusen keine lästigen Leitern hinaufsteigen und die Funktionalität der Schleusen ist auch gewährleistet.

 

Der Schleusenhub ist im Vergleich zu den bisherigen Schleusen enorm. Die Meisten Schleusen haben einen Hub von 15 Metern und eine sogar von 23 Metern. Damit dürfte das die höchste Schleuse Europas sein.

 

Die Landschaft an der Rhone ist ziemlich eintönig und sehr industrielastig. Das Bootfahren auf der Rhone erfordert mehr Konzentration als auf den bisherigen Flüssen. Der Fluss ist an manchen Stellen über 500 Meter breit und hat teilweise ziemlichen Wellengang. Bei den Schleuseneinfahrten hatten wir oftmals eine Strömung von 6 km/h und nicht selten Wind von hinten mit über 30 km/h. Somit hatten wir für die Anlegemanöver nur sehr wenig Zeit und meistens auch nur einen Versuch, da der Wind uns von hinten trotz eingelegtem Rückwärtsgang an den Pollern vorbeischob. Wenn wir beim Rückwärts stoppen zu viel Gas geben wird das Schiff durch den Radeffekt nach rechts gedreht und wir kommen meist gar nicht mehr an den Poller. Würden wir den Radeffekt nutzen um auf der anderen Seite anzulegen, wäre dieser Effekt zu gefährlich, weil unsere Mastspitze soweit rausguckt, dass diese die Schleusenwand berühren würde bevor wir das Boot wegdrücken könnten. So haben wir Abends bei einer leckeren Flasche Wein das Seil werfen geübt und haben Gott sei Dank immer beim ersten Versuch den Poller getroffen.

 

Am Rhone Ufer liegen sehr alte und schöne Städte vie Valence, Avignon und Arles. Geplant war es einen Stop in Valence einzulegen, dort konnten wir jedoch wegen der zu geringen Wassertiefe im Hafen nicht einfahren. Nach einer Übernachtung im Nirgendwo sind wir dann auf direktem Wege nach Avingnon gefahren. Auch hier hatten wir doppelt Glück.

Zum einen konnten wir wieder direkt an der Stadtmauer vor dem Papstpalast festmachen und zum anderem waren wir pünktlich zum Festival de Avignon vor Ort. Bei dem Festival sind hunderte Künstler überall in der Stadt verteilt und präsentieren Ihre Stücke. Avignon war bis jetzt definitiv ein Highlight unserer Reise und ist einfach nur beeindruckend. Die antike Stadt mit all Ihren Sehenswürdigkeiten ist nahezu vollständig erhalten. Wenn man die Stadt über das Wasser erreicht ist das Erste was man sieht der Papstpalast sowie eine antike Stadt hinter einer intakten Stadtmauer. Beim durchgehen einer der Öffnungen in der Stadtmauer denkt man, man reist in eine andere Zeit. In einer Straße verläuft ein Bach mit alten hölzernen Wasserkrafträdern mitten durch die Fußgängerzone, vorbei an den vielen kleinen Bars und Restaurants, welche man bei einem Besuch auf keinen Fall missen sollte.

 

Von Avignon aus sind wir früh morgens direkt in einem Rutsch nach Port Saint Louis gefahren. Unserem ersten Ziel im Mittelmeer. In der letzten Schleuse, der Seeschleuse von Port Saint Louis, hat unser Getriebe gestreikt und wir konnten beim Einfahren in die Schleuse keinen Vorwärtsgang einlegen. So kam es, dass wir uns mitten in der Schleuse bei starker Strömung und Wind um 360 Grad drehten und mit dem Rückwärtsgang anlegen mussten. Außer einem Kratzer im Lack unseres Hecks ist dabei glücklicherweise nichts weiter passiert.

 

Nach einer kurzen Fahrt im Mittelmeer konnten wir den Mast sowie das Schiff unbeschadet im Port Napoleon festmachen. Morgen wird unser Mast mit dem Kran vom Schiff geladen und wir haben eine Woche Zeit um den Mast zu stellen und das Schiff auf die große Fahrt vorzubereiten. Zwischenzeitlich müssen wir auch mal anfangen Segeln zu lernen. Wir sind glücklich, stolz und erleichtert die 22 Tage, 944 KM und 171 Schleusen mit der vorhanden Erfahrung gemeistert zu haben.