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Deutschland

Vier Wochen im Heimatstress

 

Koblenz - Frankfurt - Elsenfeld - Stuttgart - Weil am Rhein - Prag - Heidelberg

12.09 - 15.11.2017

Als wir bei ca. 30° C in Bonair gemütlich in der Eisdiele saßen, klingelte das Handy.

 

Es wird geheiratet …. Dominik und Steffi werden sich das „Ja-Wort“ geben und ermöglichen uns, dabei zu sein.

Neben einer Menge Vorfreude gab es nun auch viel vorzubereiten. Man kann nicht so einfach das Boot abschließen, zum Flughafen fahren, abheben und nach einem Monat wieder kommen.

 

Unsere Flüge nach Deutschland gingen von Curaçao über Amsterdam nach Frankfurt. Daher segelten wir das Schiff zunächst nach Curaçao und parkten die Manado in einer Marina.

Wir machten das Schiff sturmfest, schlossen alle Seeventile. Die Toilette und Schläuche wurden für die längere Abwesenheit vorbereitet, wir leerten den Kühlschrank und die Wassertanks. Danach ging es erst einmal ab zum Strand.

 

Es ist ein schönes Gefühl wenn man kurz vor dem Abflug noch relaxen kann und gar nicht traurig sein muss, das Paradies zu verlassen. Man weiß ja, dass man bald wiederkommt.

Der Flieger hebt also zu unserem Kurzurlaub nach Deutschland ab und bevor wir das erste Getränk serviert bekamen waren wir schon auf der Höhe von St. Martin, einer Strecke. für die wir normalerweise mit dem Boot fast eine Woche benötigen.

 

Wir waren ziemlich überrascht, welchen Komfort man für 240 Euro bei einem direkten Interkontinental Flug bekommen kann. Ebenso erstaunt, wie schnell ein 10 Stunden Flug vergeht wenn man bedenkt, dass wir mit der Manado alleine schon 10 Stunden brauchten, um von einer Insel zur anderen zu gelangen. Wir haben also unsere zweite Altantiküberquerung sehr genossen. Kein Schaukeln, man bekam das Essen gebracht und man konnte schlafen. Manuel hat das Entertainmentpaket in vollen Zügen genossen, ohne auch nur einmal nach dem Wetter zu schauen ☺

 

Am Flughafen wurden wir herzlich von Dominik empfangen und zu unserer Ferienresidenz in Frankfurt gebracht, wo für uns ein eigenes Zimmer hergerichtet war. Noch nicht wirklich angekommen, machten wir uns auch schon wieder auf den Weg zum Friedbergerplatz in Frankfurt, wo sich freitagabends alle zum Feierabendbier und Smalltalk treffen. Das ist das Pendant von unserem mittlerweile lieb gewonnen Sundowner (Dämmershoppen in der Karibik). Björn und Linda kamen auch noch vorbei und so verbrachten wir einen wundervollen ersten Abend, wie er nicht besser hätte sein können.

 

Es war gar nicht so einfach für uns, deutsche Sprache wieder wirklich zu realisieren. Die letzten Wochen und Monate haben wir so gut wie gar kein Deutsch mehr gesprochen. Anfangs waren wir tatsächlich nicht in der Lage, sofort die Übersetzung der deutschen Wörter umzusetzen. Aber dieses kleine Problem haben wir schnell wieder in den Griff bekommen.

 

Es ging für uns mit vollem Programm weiter. Vier Wochen in Deutschland sind weniger als man denkt um alle Freunde und Bekannte zu treffen, vor allem, da sie bei uns quer in Deutschland verteilt wohnen, über Koblenz, Frankfurt, Darmstadt, Aschaffenburg, Nürnberg, Stuttgart bis hinunter nach Weil am Rhein.

Vor lauter Terminen wussten wir gar nicht, was wir zuerst machen sollten. Ganz oben standen natürlich unsere Familien, die wir direkt besuchten. Samstag ging es nach Koblenz zu Manuels Familie und am Sonntag nach Elsenfeld zu meiner. Hier kullerten die ersten Tränen – 16 Monate nur What’s App & Face Time, man konnte gar nicht glauben, sich real in den Arm zu nehmen.

 

Wir mussten schnell erfahren wie die Zeit rennt und das erste Wochenende schon vorüber war. Am Montag standen wichtige Behördengänge an. Wir haben uns noch in der Karibik dafür entschieden, das B1-B2 Visum für Amerika zu beantragen, da wir bis dato noch nicht wussten, wie unsere Reise weitergeht. Das Visum benötigt man um mit dem Schiff in Amerika (US Virgin Islands, Puerto Rico, Bahamas) einreisen zu können. Es schien uns eine gute Möglichkeit dies während unseres Deutschlandaufenthalts zu erledigen. Wir sprachen für das Interview auf dem US Konsulat in Frankfurt vor und nach 4 Fragen wurde uns das Visum genehmigt.

Der nächste Termin war auf dem Arbeitsamt. Wir haben uns für einen Monat arbeitslos gemeldet um krankenversichert zu sein. Somit konnten wir ohne Bedenken zum Zahnarzt, Hautarzt etc. um uns durchchecken zu lassen.

 

Als alle Formalitäten erledigt waren genossen wir Deutschland. Die erste Woche verging also wie im Flug und dann starteten wir das Highlight und den Grund unserer Deutschlandreise, die Hochzeit von Dominik und Steffi vorzubereiten.

Es ist unglaublich, was man alles berücksichtigen muss bei einer Hochzeitsvorbereitung, dagegen ist eine Atlantiküberquerung einfach. Wir haben den Beiden geholfen, wo wir nur konnten. Zwei Wochen für den Großteil der Organisation ist nicht viel Zeit. Die Tage waren stressig und teilweise viel zu kurz. Aber es hat sich gelohnt. Neben einem wunderschönen Brautpaar hatten wir auch die Party des Jahres und feierten bis kurz vor Sonnenaufgang.

 

Die letzte Woche war angebrochen. Wir konnten gerade noch die in den restlichen Teilen von Deutschland verstreute Familie besuchen und letzte Erledigungen machen. Unseren Tag vor der Abreise überraschte uns das frisch gebackene Ehepaar noch mit einem All inclusive Sauna Tag in Frankfurt. So frisch erholt konnten wir uns wieder auf den Flug in die Karibik machen.

 

Fazit unserer Deutschlandreise:

Wenn man so lange weg war aus Deutschland merkt man erst zu schätzen wie genial das Einkaufen hier ist. Man muss nicht so drastisch auf den Preis achten wenn man frische und gesunde Lebensmittel einkauft. Auch beim auswärts essen gehen hat man ein anderes Verhältnis zu den Preisen denn man weiß, in der Karibik bekomme ich die Mahlzeit in der Qualität und für den Preis niemals! Wir lebten also „Wie Gott in Frankreich“ und liebten es, gute Sachen einkaufen zu können.

 

Somit hat es sich nicht vermeiden lassen, dass wir beide etwas zugelegt haben.

Es war toll, wieder frische und kühlere Luft zu atmen und nachts eine Decke benutzen zu können, wobei wir sogleich in den Genuss einer Erkältung gekommen sind. Wir konnten das Toilettenpapier in der Toilette entsorgen und ausgiebig mit Wasserdruck duschen, was wir seit Beginn unserer Reise nicht mehr tun konnten. Highspeed Internet und „all you can need“ Strom sind ein wahrer Luxus für uns geworden.

 

Allerdings gibt es auch etwas, was wir nicht mehr vermissen möchten. Es ist so schade, dass man sich in Deutschland bei allem beeilen muss. An der Kasse gibt es keine Zeit für Small Talk. Behörden machen keine Späße. In der Karibik ist das ein fester Bestandteil und unhöflich, wenn man es nicht macht. Bei Unterhaltungen bekommt man oft nur einen Teil der Aufmerksamkeit seines Gesprächspartners geschenkt, da das nächste Meeting, Geburtstag, What’s App etc. sie ablenkt. Ich glaube, diese Unerreichbarkeit, die wir am Anfang unserer Reise echt vermisst haben, diese Unerreichbarkeit geniessen wir jetzt in der Karibik am Meisten.