21 Grenada

Grenada

Über Leatherbackturtles und Bret

 

Goodbye Ostkaribik

02.06 - 28.06.2017

Auf dem Hauptankerplatz in Carriacou, der Tyrell Bay, liegen hauptsächlich Dauerlieger. In der Bucht gibt es ein paar kleine Bars sowie Restaurants, für uns war es jedoch nicht sehr einladend.

In Carriacou sowie in ganz Grenada gibt es ein nahezu perfektes Bussystem. Im Minutentakt fahren kleine Busse in alle Richtungen der Insel und nehmen einen für ca. 1 € mit. Ein ledigliches Handzeichen reicht aus um den Bus anzuhalten. Wenn man an seinem Ziel ist hält der Bus auf den Ruf „Bus Stop“.

Zusammen mit unseren Freunden von der Element haben wir uns bei Vollmond einen Taxifahrer organisiert. Wir sind dann Abends zu einem der nördlichen und abgelegen Strände gefahren in der Hoffnung, eine der Lederschildkröten bei der Eiablage zu beobachten. In einer Studie haben wir gelesen, dass die Strände auf Carriacou und Grenada eine der wenigen in der Welt sind, wo man diese riesigen Schildkröten finden kann.

Nach zwei Stunden am Strand und hunderten Mückenstichen haben wir nur ein Nest entdeckt, welches gerade von einem Iguana (großem Leguan) geplündert wurde.

Wir waren also offensichtlich zur falschen Zeit am Strand. Ein paar Tage später haben wir es nochmal gewagt und sind diesmal mit langen Klamotten, Moskitospray und Proviant zum Strand. Auch ein längeres Zeitfenster haben wir uns diesmal gegeben und hofften, dass sechs Stunden ausreichend sein sollten. Immer abwechselnd sind wir am Strand entlang Patrouille gelaufen, um ja nichts zu verpassen.

Gegen Mitternacht, als das Wasser am höchsten stand, war es endlich soweit. Im Dunkeln haben wir wie wild Iguanas über den Strand rennen sehen. Bei näherer Betrachtung fanden wir auch die Schildkröte. Es war atemberaubend. Wir hätten uns nie vorstellen können, dass sie tatsächlich so groß sind. Ich glaube, mein erstes Auto war kleiner und leichter. Man hört richtig wie die Schildkröte nach Luft hechelt wenn sie den Sand wegdrückt um ihr Nest zu bedecken. Hierbei wird man beinahe gesandstrahlt.

Bei der Beobachtung muss man sehr vorsichtig sein. Man sollte so gut wie kein Licht benutzen um die Schildkröte bei der Eiablage nicht zu erschrecken. Ansonsten bricht sie diese ab und verschwindet zurück ins Meer.

Ein paar Tage später sind wir weiter in den Süden nach Grenada gesegelt. Bei ordentlichem Wind haben wir mit über sechs Knoten im Durchschnitt einen neuen Rekord erreicht. Wenn man den direkten Weg einschlägt, muss man durch eine Exklusionszone und den Uterwasservulkan berücksichtigen.

Sobald man in Grenada angekommen ist kann man sich von klarem Wasser und schönen Stränden verabschieden.

In der Prickley Bay wurden wir herzlich von der Lady Sunshine empfangen. Ben hat uns ein wunderbares Barbecue zubereitet und währenddessen hatten wir uns viel zu erzählen. Wir haben uns richtig gefreut die vier nach drei Monaten endlich wieder zu sehen.

In Grenada wurden ein paar Bootsarbeiten erledigt und für den Sommer Ventilatoren im Boot installiert, die von nun an 24 Stunden am Tag arbeiten. Hier war es sehr praktisch, dass Budget Marine nur drei Minuten mit dem Dinghy entfernt war. Dank Ben funktioniert nun endlich unser Hauptfunkgerät wieder und wir können weiter als 1 Meile funken. Das ist toll, wenn man nun auch ohne Internet mit anderen verbunden ist.

Da Grenada einiges zu bieten hat haben wir an einem Tag das wunderbare Bussystem genutzt und sind über die halbe Insel gefahren. Unser Ziel war dabei die Schokoladenfabrik und die Rumdistellerie. Zuerst ging es für uns zur Rumdistellerie, die am River Antoine liegt. Diese ist die Einzige auf Grenada, die noch mit einem Wasserrad arbeitet. Natürlich haben wir uns auch hier eine kleine Probe nicht entgehen lassen. Unser Favorit war der lokale Schokoladenrum. Da die Schokoladenfabrik nur einen Katzensprung entfernt war, wollten wir uns das nicht entgehen lassen.

Hier hatten wir wirklich eine tolle Führung und waren sehr überrascht, dass wir dort nicht nur Schokolade und Cacaobohnen fanden. Mango-, Bananen-, Muskatnuss-, Cacao- und Avocadobäume. Als Nadja erfuhr, dass wir die Avocados, welche auf dem Boden lagen, mitnehmen durften, dauerte es keine zwei Minuten und der Rucksack war voll. Auch mit frischer Muskatnuss sind wir nun ausgestattet.

Die Buchten im Süden von Grenada sind zwar vom Wind her gut geschützt, haben aber fast alle einen schlammigen Grund und der Anker hält nicht wirklich. Als wir in Clarks Court ankerten, haben wir am vierten Abend eine komische Bootsbewegung wahrgenommen und mussten feststellen, dass wir auf dem Grund standen.

Unser Anker war in einem Squall geslippt und wir sind aufs Ufer getrieben. Zum Glück haben wir eine Twinkiel und unser Schiff hat keine Probleme auf dem Grund zu stehen. Trotzdem war es sehr ärgerlich, da wir bereits Flut hatten und erst mal keine Ahnung, wie wir das Schiff wieder zum Schwimmen bringen. Wir mussten also in der Nacht versuchen uns aus dem Schlamm zu befreien. Den Motor wollte ich nicht starten um keinen Schlick in die Ansaugung zu ziehen. Also brauchten wir Alternativen.

Der erste Versuch war unser Zweitanker mit 50 Meter Leine. Diesen haben wir mit dem Dinghy so weit weg vom Boot gebracht wie nur möglich und dann versucht, uns damit rauszuziehen. Der Untergrund war jedoch so matschig, dass ich den Anker ohne Probleme bis zum Boot durch den Schlamm ziehen konnte.

Der nächste Versuch war eine 200 Meter entfernte Boje. Wir haben dazu mehrere Seile miteinander verbunden und alle 30 Meter ein Auge reingeknotet. In die Augen konnten wir immer jeweils eine dünnere Schot knoten und abwechselnd über die Winschen das Boot Stück für Stück aus dem Schlamm ziehen. Gott sei Dank haben wir ein robustes Stahlschiff mit Twinkiel, so dass uns nichts passiert ist. Ankern wollten wir dort allerdings nicht mehr und da wir mit der letzten Leine ja bereits an der Boje befestigt waren, nutzten wir diese einfach über die Nacht.

Bei unserem Glück gab es einen Tag später die erste Sturmwarnung für die Hurricanseason. Der tropische Sturm Bret war auf dem Weg nach Grenada und die Wahrscheinlichkeit, dass er dort eintrifft, lag bei 90 %. Da wir in den Ankergrund kein Vertrauen mehr hatten, haben wir sicherheitshalber die Manado in die Port Louis Marina verlegt, wo wir uns mit vielen alten und neuen Freunden trafen.

Nachdem wir alle notwendigen Vorbereitungen getroffen und das Boot mit 10 Leinen gesichert hatten konnten wir nichts mehr machen außer Getränke kaltstellen und abwarten. Das Personal in der Marina war in totalem Stress. Es standen über 60 Boote auf der Warteliste die keinen Platz mehr bekommen haben. Taucher haben die Mooringbojen kontrolliert, das Feuerlöschsystem wurde geprüft, alles was wegfliegen kann wurde so gut es geht weggeräumt usw..

Am Tag des Sturm´s haben wir zusammen mit Gaia den ein oder anderen Rum getrunken und zugesehen, wie so mancher Stuhl durch die Marina flog.

Glücklicherweise ist das Gröbste 50 Meilen südlich an Grenada vorbeigezogen und hat in Trinidad einen größeren Schaden verursacht. Uns und unserer Manado ist nichts passiert.

Meinen Geburtstag haben wir mit Frühschoppen am Pool verbracht. Da wir eine internationale Truppe waren ist es super lustig geworden. Übrigens ist es gar nicht so einfach „Frühschoppen“ in andere Sprachen zu übersetzen, da es dieses Wort so nur im Deutschen gibt.

Dave und Liza verließen die Marina bereits einen Tag vor uns. Auf ihrem Weg mit dem Dinghy in die Marina verloren die Beiden in einer Welle ihren Außenborder inkl. Befestigungsplatte. Keiner wusste, wie sie das hinbekommen haben. Das Bergungsmanöver stellte sich alles andere als einfach heraus. Nach den ersten Schnorchelversuchen mussten wir feststellen, dass die Sicht mitten im Kanal bescheiden und dass es dort tiefer als gedacht war. Zum Glück ist Dave „Dive Instruktor“ und nachdem wir eine Tauchflasche organisieren konnten ging es für ihn direkt ins Wasser. Leider ohne Erfolg.

Am nächsten Morgen versuchten wir es erneut. Mit zwei Dinghys und zwei Tauchausrüstungen ging es für uns vier zurück zum Ort des Geschehens. Nach ca. 30 Minuten haben Dave und ich den Motor an einer Riffkante entdeckt. Das nächste Problem war nun, den rund 70 kg schweren Motor aus 27 Metern zu bergen. Ein aufgeblasenes Tauchjacket am Motor zu befestigen funktionierte nur mangelhaft. Irgendwie konnten wir ihn dann doch mit Seilen liften.

An der Manado angekommen haben wir den Spibaum als Kran umfunktioniert und den Motor auf den Steg gehoben. Anschließend geflutet, komplett auseinandergebaut, mit Öl gespült, alle Filter und Wartungsteile getauscht. Bis auf den „Notaus“ funktioniert wieder alles wie es soll. Gott sei Dank hatten wir das in Barbados alles schon hinter uns und sind nun Experten für gesunkene Außenborder :).

Nach dem Sturm und 4 mega rolligen Tagen vor Anker haben wir nur noch auf ein Wetterfenster gewartet um die 300 Meilen nach Los Roques in Venezuela zu segeln. Leider mussten wir feststellen, das Grenada die erste Insel ist, die uns nicht in ihren Bann ziehen konnte.

Für uns beginnt nun ein neuer Abschnitt unserer Segelreise. Wir verlassen die Ostkaribik und segeln weiter Richtung Westen.