18 St Maarten

St Maarten

St Barth - Sint Maarten - Saint Martin

 

Zwischen Kreuzfahrern auf Sint Maarten und der High Society von St Barth

Nachdem wir Antigua mit ruhigem Gewissen verlassen konnten sind wir zu einer welligen Nachtfahrt nach Sint Maarten aufgebrochen.

Schon zwei Stunden nach verlassen der Ankerbucht in Jolly Harbour hatten wir wieder den ersten Biss an der Angel. Ein Bluemarlin. Leider oder zum Glück ist nach dem ersten Lauf direkt das Stahlvorfach gerissen und wir waren wieder einen Köder los.

Weiterhin hungrig mussten wir versuchen einen erneuten Fang zu landen. Eine gute Stunde später war es dann soweit und wir hatten einen Biss und konnten einen ordentlichen Mahi Mahi an Bord hieven.

Am nächsten Morgen erreichten wir Sint Maarten und wollten uns direkt in die große Simpson Bay Lagoone verlegen, da wir ohne Dinghy noch nicht mobil waren.

Um in die Lagune zu gelangen muss man unter einer Schwenkbrücke hindurch, die mehrmals am Tag öffnet. Glücklicherweise sind wir genau zur Öffnungszeit angekommen.

Per Funk haben wir uns kurz bei der Brücke gemeldet und auch gleich die Freigabe zum passieren erhalten. Hinter uns waren zwei Superyachten, von denen wir eine Crew auf Antigua bereits kennengelernt hatten. Diese baten uns, schneller unter der schmalen Brücke durchzufahren bevor sich diese wieder senkte, doch unter Motor hatten wir es nicht geschafft die gewünschten 6 Knoten zu erreichen. Sorry.

In der Lagune angekommen haben wir in seichtem Wasser neben einer Volvo Ocean Race Yacht mit gebrochenem Mast geankert und ich bin mit dem Beiboot an Land zum einklarieren gepaddelt.

Für die Brückendurchfahrt und das Liegen in der Lagune werden 27 € fällig und alles andere war sehr unkompliziert.

Zurück zur Manado habe ich es nicht geschafft gegen den Wind zu rudern und wurde netterweise von einem anderem Dinghy abgeschleppt.

Gleich nach dem einklarieren haben wir uns in eine Marina neben den größten Yachtausstattern der Karibik verlegt. Island Water World und Budget Marine.

Montagsmorgens sind wir als Erstes zu beiden Ausrüstern gelaufen und haben die Preise verglichen und mit den jeweiligen Verkäufern um Preise gefeilscht. Schlussendlich haben wir uns bei Budget Marine auf einen Gesamtnachlass von 17% geeinigt und zusätzlich gab es eine 50% Aktion auf Seahawk Antifouling.

Am Nachmittag wurde uns unser neuer Tohatsu Außenborder inkl. unserer Ersatzteile und weiterer Einkäufe in die Marina geliefert und wir waren von nun an wieder mobil.

Es hat uns einige Überwindung gekostet den Außenborder nach Herstellervorgaben einzufahren, aber da wir ihn möglichst lange nutzen möchten haben wir die 10 Stunden halbgas überstanden und können erstmalig mit dem Dinghy in Gleitfahrt gehen. Was für ein Wahnsinns Gefühl!

Kurz vor Sonnenuntergang haben wir uns meistens mit Stefan und Johanna von der „Good Times“ im Lagoonies zu einem Sundowner während der HappyHour verabredet. Das Lagoonies selbst ist eine sehr charmante Bar in der überwiegend Segler aus allen Ländern der Welt vertreten sind. Während der lustigen und geselligen Stunden gibt es gezapftes Heineken für einen Euro und einen gekühlten Rum Punch für unschlagbare zwei Euro. Das sind die bisher mit Abstand günstigsten Drinks für uns in der Karibik.

Wir verbrachten die Tage damit, die Insel anzuschauen und haben dabei Tim wiedergetroffen. Tim ist Techniker der Superyacht Shamrock V mit einem wahnsinnigen 74 Meter Mast. Wir haben die letzten Monate schon recht viele tolle Yachten gesehen, aber dieser Mast ist mit seinen sechs Salingen und 74 Metern bei weitem der Höchste.

Am Nachmittag wurde mit dem Capt´n der Shamrock V ein paar kühle Caribs am Princess Juliana Airport getrunken und das Geschehen im Selfie Dschungel verfolgt. Auch wir konnten uns nicht vor einem der bekannten Fotos drücken.

Als der Tag, verursacht durch die kühlen Drinks, geselliger wurde, haben wir uns auch noch dazu überreden lassen uns am Zaun festzuhalten, während die größte Maschine von Air France zum Start anfährt.

Bei der Anfahrt winkt einem der Pilot kurz zu, was einen dazu verleitet, sich jetzt noch stärker festzuhalten.

Die Startbahn ist für den vollbeladenen Jumbojet etwas zu kurz, weswegen der Pilot auf der Bremse stehen bleibt und die Turbinen so richtig aufheulen lässt.

Nachdem wir den Kerosinsturm überstanden haben hat der Flieger kurz nach dem Start gleich nach rechts abgedreht, weil es auf so kurzer Distanz nicht möglich ist die notwendige Höhe über den Berg zu erreichen.

Am nächsten Tag wollten wir die Touristenhochburg Phillipsburg auf der holländischen Seite besuchen. Hier legen jeden Tag ca. 10 Kreuzfahrtschiffe an, damit die Passagiere Zoll- und Steuerfrei einkaufen können. Die Preise sind trotzdem auf deutschem Niveau, lediglich Elektronik und Alkohol sind etwas günstiger.

Wenn die Schiffe anlegen verändert sich wie überall in der Karibik das Stadtbild um 100%. Schon vor Ankunft werden überall kleine Stände aufgebaut, die Taxifahrer stellen sich bereit, Preisschilder werden verändert und kurz nach Landung der Schiffe strömen die Menschenmassen wie Ameisen in die Städte, Shops und Strandcafes.

Es ist immer wieder verblüffend mit anzusehen, wie anders die Städte in dem 30 Minuten Fußradius um die Kreuzfahrtterminals aussehen, als der Rest von der Insel.

Am Abend haben wir uns wieder im Lagoonies getroffen. Diesmal wurde eine Pazifikseminar angeboten, bei dem Rene von der Gipsy Blues seine Erfahrungen aus mehren Jahren im Südpazifik geteilt hat. Abschreckend für uns waren die enormen Kosten. Neben den Aufwendungen in Panama von rund 1.500 $ muss man auf den Galapagos Inseln für einen Zwischenstop gleich auch 1.500 $ auf den Tisch legen. Als ob das noch nicht genug wäre, kommt bei Ankunft auf den Galapagos Inseln noch ein Taucher vorbei und prüft den Rumpf. Wenn sich auch nur eine Muschel an diesem befindet muss man wieder 40 Meilen auf den Pazifik rausfahren, ins Wasser springen und auf hoher See das Unterwasserschiff vom Bewuchs befreien. Solche Geschichten verderben einem ein wenig die Vorfreude auf den stillen Ozean.

Unsere Woche in der Lagune war abgelaufen und wir haben uns entschlossen, 18 Meilen gegen den Wind zu Motoren um noch St Barth zu besuchen. Leider ist der Motor nach zwei Stunden plötzlich und ohne Vorzeichen ausgegangen.

Da wir nicht wussten was los war haben wir sofort das Vorsegel gesetzt und beigedreht. Zum ersten Mal seit langem sind wir nur unter Segeln in eine Ankerbucht eingefahren.

Nach einem kurzem Blick in unser schlaues Buch war klar, dass wir Luft in der Hochdruckleitung unseres Motors hatten. Das muss wohl beim Kraftstofffilter wechseln passiert sein. Wahrscheinlich habe ich den Motor nicht gut genug entlüftet.

Um die Hochdruckleitung zu entlüften muss man die Ventile der Einspritzdüsen lockern, den Motor versuchen zu starten und erst wenn reiner Diesel rausspritzt, die Düsen wieder festziehen.

30 Minuten hat der ganze Spuk gedauert und wir konnten wieder unseren Kurs nach St Barth aufnehmen.

Ein paar Stunden später haben wir den Anker in der Anse du Colombier im Norden von St Barth fallen lassen. Das Wasser war das klarste was wir seit langem gesehen hatten.

In der Bucht hat man zudem noch super geschützt gelegen.

Mit dem Dinghy sind wir 3 Meilen nach Gustavia zum einklarieren gefahren. Dank unserem neuen Außenborder sind solche Strecken jetzt kein Problem mehr. :)

Der Ankerplatz vor Gustavia ist sehr rollig und super voll. In Gustavia reihen sich die Edelboutiquen nur so aneinander und man sieht, dass die Stadt den Reichen gehört. Wir haben uns in ein Cafe gesetzt um mal wieder eine Internetverbindung zu nutzen. Die Rechnung für zwei kleine Cola und ein Wasser „16 €“ - willkommen in St Barth.

Der Supermarkt war überaschenderweise sehr günstig und so haben wir noch etwas eingekauft und sind wieder in unsere schöne Ankerbucht gefahren.

Beim Schnorchel am südlichen Felsen sahen wir mehrere Adlerrochen kreisen. Zudem zum ersten Mal Tarpone in klarem Wasser, sowie riesige Barrakuda-Schulen. Überall in der Bucht und um unser Boot hatten wir wieder Schildkröten. Die Tage in St Barth haben wir wirklich genossen und auch zu Fuß die Insel, soweit es ging, etwas erkundet.

Von St Barth aus sind wir diesmal nach Saint Martin gesegelt. Hierbei handelt es sich nicht um einen Schreibfehler sondern vielmehr liegt es daran, das Sinnt Maarten und Saint Martin eine Insel sind, auf der es eine Grenze in der Mitte der Insel gibt und diese sich zwischen Frankreich und Holland aufteilt. Der westliche Teil der Lagune heißt Sint Maarten und gehört politisch gesehen zu den Niederlanden und der östliche Teil, Saint Martin, gehört zu Frankreich.

Wir haben uns in die Marigot Bay verlegt und dort viele bekannte Yachten wieder gesehen. Besonders gefreut haben wir uns darüber, dass wir seit langer Zeit Martin von der „Anima“ getroffen haben. Martin hatte uns in Mindelo einige Tipps gegeben und immer wieder spannende Geschichten von seiner letzten Weltumrundung auf Lager.

Bis zu dem Zeitpunkt war die „Anima“ mit ihren 25 Fuß das kleinste Schiff welches wir kennengelernt hatten, dass über den Atlantik gesegelt ist.

In der Lagune haben wir dann aber Olek und Aneta von der „King of Bongo“ kennengelernt.

Die Beiden wohnen auf einer 16 Fuß Jolle ohne richtige Kabine oder sonstige Annehmlichkeiten. Olek hat die Jolle 2015 von Polen aus bis in die Karibik gesegelt und ist 2016 auf einem fünf Meter Boot ohne Kabine über den Atlantik gesegelt.

Wir hatten gemeinsam einen netten Abend auf unserer Manado verbracht, gegrillt, Mojitos genossen und Martins Kuchen zelebriert. Wir dachten bisher, dass unsere Überfahrt anstrengend war, aber wir möchten uns nicht vorstellen wie es ist, ohne Dach über dem Kopf auf so einer Nußschale über den Teich zu treiben.

Die Nähe zu den großen Supermärkten haben wir genutzt und mal wieder einen Großeinkauf gemacht. Dabei geht auf einem Segelboot ein ganzer Tag drauf. Bevor wir die Einkäufe auf unser Schiff laden entfernt Nadja alle Verpackungen und sämtliche Lebensmittel und Einkäufe werden mit Salzwasser gewaschen und anschließend noch mit Süßwasser abgespült, um mögliche Kakerlaken-Eier zu entfernen. Danach muss, ähnlich wie bei Tetris, alles noch auf der Manado verstaut werden.

Am Tag vor unserer Weiterfahrt auf die Britischen Jungferninseln ist uns Salzwasser im Motorraum aufgefallen.

Bei näherem Hinsehen mussten wir feststellen, dass unsere Seewasserpumpe zur Kühlung des Motors undicht ist.

Nach einem nicht ganz so einfach Ausbau konnte ich keinerlei Schäden feststellen.

Martin hat mir hier glücklicherweise geholfen und mit mir die komplette Pumpe zerlegt. In den Pumpen befinden sich Lippendichtungen mit einer Metallfeder. Alles ist winzig klein und diese Feder war verrostet und die Dichtung hinüber. Ein solches Teil bekommt man in Deutschland bei jedem Industrieausstatter für 3 € - in der Karibik wird dafür gerne mal das 20-fache verlangt. Wenn auf dem Teil Volvo draufsteht kostet es 68 €, wenn Yanmar draufsteht 42 € und selbst wenn kein Motorhersteller draufsteht zahlt man noch 14 €. Was aber alle Teile gemeinsam haben ist, dass in den Dichtungen überall derselbe ursprüngliche Hersteller „Caco“ draufsteht und es sich um die absolut gleiche Dichtung handelt.

Nach dem Einbau hat alles wieder wie gewohnt funktioniert und wir wieder etwas gelernt. Bei nächster Gelegenheit müssen wir auch die kompletten Kühlschläuche erneuern und uns Ersatzteile aus Deutschland einfliegen lassen.

Für uns geht es jetzt in die BVI's. Wir freuen uns schon sehr auf die vielen Inseln.