14 Barbados

Barbados

Bridgetown - Carlisle Bay - Oistins

 

15 Tage zwischen Schildkröten und Rum Punch

Es war ein unglaublich tolles Gefühl nach der Atlantiküberquerung endlich mal in Ruhe ausschlafen zu können und vor allem am nächsten Morgen in aller Ruhe gemeinsam zu frühstücken.

 

Bevor wir mit irgendwelchen Arbeiten angefangen haben sind wir erst einmal mit Taucherbrille und Flossen um unser Boot geschnorchelt. In der Carlisle Bay vor Bridgetown wimmelt es nur so von Schildkröten. Gleich bei unserem ersten Schnorchelgang haben wir drei verschiedene Schildkröten sowie einige Pufferfische getroffen.

 

Zurück am Schiff haben wir eine Übersicht mit den anfallenden Arbeiten aufgestellt. So wie es aussieht, können wir die meisten aufgrund fehlender Teile oder viel zu hohen Preisen nicht auf Barbados, sondern erst auf St. Lucia oder Martinique erledigen. Wie dem auch sei, wir waren so froh in der Karibik angekommen zu sein, dass es vorerst keine weiteren Probleme gibt, und wir die nächsten Wochen auf Barbados entspannen möchten.

 

Abends haben wir die Stadt Bridgetown erkundet. Von der Ankerbucht dauert es ca. 5 Minuten bis man über einen kleinen Fluss ins Stadtinnere gelangt. Unter einer kleinen Hebebrücke hindurch gelangt man in die Stadtmarina, welche wegen der gerade angekommenen Barbados 50 Rally sehr voll war. In der Stadt kann man hervorragend an der Kaimauer festmachen, was das anlanden mit dem Dinghy sehr komfortabel macht.

 

Normalerweise kommen wegen der fehlenden Facilitäten und der sehr dürftigen Marina nur wenige Yachten nach Barbados. Dieses Jahr waren jedoch anlässlich des 50 jährigen Unabhängigkeitsjubiläum 52 Yachten zusammen in einer Rally nach Barbados gesegelt.

 

In der Stadt angekommen dröhnte Weihnachtsmusik aus den Lautsprechern und das komplette Hafenbecken war geschmückt. Es waren Weihnachtsbäume dekoriert, Grippen aufgestellt und die Kinder der Einheimischen haben als Engel verkleidet Weihnachtslieder gesungen.

 

Für uns war es schon ein komisches Gefühl bei knapp 30 Grad Jingle Bells aus einem 2000 Watt Lautsprecher unter einer Palme zu hören.

 

Nach ein paar kühlen Rum Punchs ging es für uns auch wieder zurück aufs Schiff, da wir wohlmerklich noch immer etwas Schlafentzug hatten.

 

Mit dem Ausschlafen war leider nichts, da wir unwissend direkt vor einer Beachdisco geankert haben. Die Party muss der Knaller gewesen sein, da die Musik bis 5 Uhr unermüdlich lief und der Bass unseren Rumpf massierte.

 

Während des Tages waren wir immer noch sehr müde und froh über den bewölkten Himmel, so dass wir etwas auf dem Boot entspannen konnten. Leider sind während des Tages mehrere Squalls mit über 40 Knoten über die Ankerbucht gezogen und haben unseren Anker trotz 30 Meter Kette auf 4 Metern aus dem Sand gezogen und wir sind quer durchs Ankerfeld gedriftet. Eigentlich hatte ich vor einen Ölwechsel zu machen, war nun aber heilfroh noch nicht angefangen zu haben. Somit konnte ich den Motor sofort starten um den hinter mir liegenden Schiffen auszuweichen.

 

Wir haben dann noch 5 mal versucht zu ankern doch jedes mal hat der Anker sich beim Einfahren wieder gelöst. Wir haben dann sogar den Anker getauscht und vorerst mal mit Haupt- und Zweitanker geankert, doch leider sind wir bei dem nächsten Squall wieder nach hinten versetzt worden. Kurz bevor wir schon an unseren Ankererfahrungen gezweifelt haben bin ich nochmal nach untern geschnorchelt und habe den Ankergrund getestet. Dabei ist mir aufgefallen, dass der Sand nur ca. 5 Zentimeter tief war und darunter eine durchgehende Fels / Korallenplatte lag.

 

Wir sind dann etwas weiter nördlich in die Ankerbucht gefahren und haben versucht auf 8 Metern zu ankern. Durch den Wind konnten wir den Grund nicht erkennen und haben den Anker blind fallen lassen.

 

Einfahren war bei dem Wind nicht notwendig und scheinbar hat unser Anker auf Anhieb gehalten. Als ich den Anker abschnorchelte habe ich weiter bemerkt, dass dieser in einem nicht auf der Seekarte eingezeichnetem 50 Meter langem Wrack festgehangen hat. Das war wirklich nicht unser Tag. Also Anker wieder hoch und beim nächsten mal hat er glücklicherweise gehalten.

 

Da wir während der Nacht immer wieder starke Squalls hatten, haben wir die App für´s Handy „Anchorwatch“ heruntergeladen. Jedesmal wenn unser Schiff sich mehr als 30 Meter vom ursprünglichen Ankerpunkt bewegt geht ein Alarm los und wir können von nun an beruhigt schlafen.

 

Bis jetzt haben wir nur 30 Meter Ankerkette und 50 Meter Ankerleine. Da wir die meiste Zeit bei so ziemlich jeder Wetterlage vor Anker bleiben ist das nicht genug und wir werden in nächster Zeit auf mindestens 60 Meter aufstocken um überall unbeschwert bleiben zu können.

 

Mitten in der Bucht ist ein gekennzeichneter Marinepark in dem absichtlich mehrere Wracks auf verschiedenen Tiefen versunken wurden. An den Wracks kann man ausgezeichnet schnorcheln und sieht die verschiedensten Fische. Am besten ist es, wenn man vor 9 Uhr dort ist, denn ab 10 Uhr kommen die Schnorchelarmeen von den Kreuzfahrtschiffen und dann sind 90 % der Fische weg.

 

Nachdem wir vom Schnorcheln schon Schwimmhäute entwickelt haben hieß es einkaufen und unser Schiff wieder mit frischen Lebensmitteln bestücken. Im Supermarkt hat uns fast der Schlag getroffen. Basic Lebensmittel wie Müsli, Brotbelag oder Getränke kosten locker das drei bis vierfache wie in Deutschland. Eine Packung normale Cornflakes kostet um die 8 €, eine Melone 14 € und eine kleine Packung Wurst 7 €.

 

Wir müssen also eine entweder eine Möglichkeit finden günstiger einzukaufen oder unsere Ernährung umstellen. So sind wir erstmal auf den Wochenmarkt gegangen um dort einzukaufen.

 

Die Preise sind auch hier nicht wesentlich günstiger, jedoch macht das einkaufen mehr Spaß. Obwohl Barbados eine sehr grüne und scheinbar fruchtbare Insel ist sind die meisten Lebensmittel importiert. Süßkartoffeln, Brotfrucht und Kochbanane sind Einheimisch und zu normalen Preisen zu kaufen.

 

Auf dem Weg zurück zum Strand ist uns ein Brotfruchtbaum am Straßenrand aufgefallen und wir haben gleich mal eine gepflückt. Eine Brotfrucht ist etwa Kopfgroß und grün bräunlich wenn sie reif ist. Ob die Frucht fertig ist erkennt man entweder an der austretenden weißen Milch oder den vereinzelten braunen Punkten.

 

Beim Pflücken ist eine ältere einheimische Dame auf uns aufmerksam geworden und kam gleich zu uns rüber um uns die besten Rezepte für die Brotfruch zu erklären. Nachdem die Frucht gewaschen und geschält ist, kann man das Fruchtfleisch entweder kochen und mit Salz und Butter wie Kartoffeln essen, oder man schneidet sie in Pommes und fritiert oder brät diese wie gewöhnliche Pommes.

 

Nachdem die Einkäufe mit Salzwasser abgewaschen und auf dem Boot verstaut waren startete Nadja aufgeregt mit der Zubereitung der Brotfrucht. Das schälen der Frucht ist kein Problem, jedoch muss man sehr darauf achten nichts von der weißen Flüssigkeit abzubekommen, da diese nur sehr schwer wieder zu entfernen ist.

 

Nachdem die Frucht gekocht und aufgetischt war sind wir beide beeindruckt wie diese schmeckt. Wenn wir drei Bier getrunken und die Augen verbunden hätten könnten wir die Brotfrucht nur kaum von einer Kartoffel unterscheiden. Es ist schon verblüffend wie ähnlich diese schmeckt.

 

Am 24.12 wollten wir gerade noch zum Strand um ein Foto zu machen und im Anschluss einkaufen zu gehen als in einem Moment von Unachtsamkeit die Arbeit für die kommenden drei Tage organisiert wurde. Auf dem Weg zum Strand hatten wir noch kurz darüber diskutiert, dass die Wellen am Strand ziemlich hoch seien und wir nicht so einfach anlanden können. An einer geeigneten Stelle haben wir es dann doch noch geschafft anzulanden und die Fotos zu schießen. Auf dem Weg zurück ist es dann leider passiert, dass wir Beide von einer Welle erwischt worden sind und uns mit dem Dinghy zweimal komplett überschlagen haben.

 

Außer einer kleinen Beule ist uns nichts weiter passiert, jedoch war der Motor und der Tank komplett unter Wasser. Natürlich ist dieser nicht angesprungen und nun standen wir da an Heilig Abend. In der Badehose am Strand, viel zu weit Weg von unserem Boot. mit einem Dinghy das nicht fährt und natürlich ohne Werkzeug, Geld oder sonst irgendwas hilfreiches.

 

Direkt in der Bucht ist der Barbados Yachtclub in dem die meisten Einheimischen sowie viele Amerikaner ihre Motorboote lagern.

 

Nach freundlichem Fragen ob wir doch bitte irgendwo unseren Außenborder reparieren durften wurden wir gleich mit „Welcome to Barbados“ begrüßt. Das was uns passiert ist passiert einmal wöchentlich. Der Fremde erklärte uns, dass die Wellen im siebener Rhythmus kommen und die letzte Welle, bevor es ruhig wird am Strand, sich ziemlich aufbauen kann und dann bricht. Wenn man diese nicht sieht, dreht man sich.

 

Er hat uns dann geholfen im Yachtclub ein Frischwasserbecken zu organisieren wo wir den Motor erstmal komplett mit Frischasser abspülen konnten.

 

Es hat ca. sechs Stunden gedauert um den kompletten Motor in seine Einzelteile zu zerlegen. Ich musste den Vergasser ausbauen und reinigen, die Zündspule ausbauen und reinigen sowie den Zylinder. Trotz allem ist der Motor nicht mehr angesprungen. Alle elektronischen Leitungen geöffnet, gereinigt und angeschliffen aber trotzdem kam kein Funke und der Motor wollte nicht starten. Warum auch immer gibt es einen kleinen Pin an der Zündspule, welcher nicht mehr den richtigen Abstand hatte und deswegen den Motorstart behinderte.

 

Als der Motor dann kurz vor der Dunkelheit wieder lief hatten natürlich schon alle Geschäfte zu und wir konnten die geplanten Weihnachtseinkäufe nicht machen. Lilly von der neben uns liegenden Segelyacht "Lilly" hat es dann doch noch geschafft ohne einzukaufen ein hervorragendes Weihnachtsfest zu organisieren.

 

Aus noch frischen und konservierten Lebensmitteln und einer Menge kühlen Kaltgetränken hatten wir zusammen mit Thomas und Lilly einen wunderschönen Weihnachtsabend und konnten in Schlangenlinien zu unserem Boot zurückfahren.

 

Die nächsten zwei Tage hatten wir weitere Probleme mit dem Motor und mussten den Vergaser auch immer wieder reinigen. Wenn wir in einer Umgebung ohne Sand den Vergaser reinigen können schaffen wir dies mittlerweile in 20 Minuten. Jedoch hatten wir auch noch ein weiteres Problem. Der Motor lief, aber wir konnten keinen Gang mehr einlegen. Nachdem wir die Schraube demontiert hatten sahen wir, dass der Sicherungsstift gebrochen war. Vermutlich ist das dabei passiert, als der Motor wegen der Welle mit der Schraube auf den Sand geknallt war.

 

Nach zwei Stunden Ersatzteilsuchen bei 30 Grad in Bridgetown hatten wir endlich den passenden Sicherungsstift und der Gang ging wieder rein.

 

Nun startete der Motor schon wieder nicht und der Seilzug zum Starten hat auch nicht mehr funktioniert.

 

Als wir die Zündkerze ausgebaut hatten war es möglich das Schwungrad mit der Hand zu drehen und mit einem Schraubenzieher konnten wir fühlen, dass sich der Kolben noch bewegt hat. Gott sei Dank ist also der Motor schon mal nicht kaputt. Irgendwie hatten wir jetzt keine Lust mehr zum schrauben und sind erstmal zurück zum Boot gepaddelt.

 

Durch die vielen und langen Schraubertage im Yachtclub haben wir uns mit Angestellten angefreundet und haben diesen jedesmal ein Lächeln aufgezaubert wenn ich unseren Außenborder zum Frischwasserbecken getragen habe. Ab und zu kam auch mal einer vorbei und hat mir ein kühles Bier vorbeigebracht, was mehr als ein Segen bei der Hitze war.

 

Freitags Abends wurden wir dann zu einer lokalen Party eingeladen und hatten einen wunderschönen Abend mit gegrilltem Blue Marlin und jeder Menge Rumpunsch.

 

Am nächsten Morgen war schon der 31.12 und wir waren immer noch nicht sicher was wir an Silvester machen sollten. Die im Ankerfeld liegenden Yachten haben eine Potlackparty (Grillparty, jeder Gast bringt ein Gericht mit) am Strand organisiert, wo wir dann gerne zugestoßen sind. Da unser Außenborder nicht funktionierte wurden wir netterweise von der SY Anyway mit an den Strand geschleppt und haben ordentlich gefeiert. Irgendwie sind wir dann auch auf der Party vom Yachtclub auf der Tanzfläche gelandet und es hat keinen so wirklich interessiert, dass wir keine Einlassbändchen hatten.

 

Das Feuerwerk der umliegenden Hotels des Radisson und des Hilton waren grandios und zur Krönung gab es ein ordentliches Feuerwerk von einem wirklich winzigen Fischerboot aus.

 

Da wir vom Vorabend schon leicht angeschlagen waren sind wir gegen 3 Uhr schon wieder zurück zu unserem Schiff gepaddelt. Gleich bei Sonnenaufgang um 7 Uhr packte mich der Ehrgeiz und ich zerlegte die Zündspule und den Startmechanismus des Außenborders auf dem Dinghy im Wasser. Das neue Jahr sollte uns wohl Glück bringen und bei den Arbeiten ist nichts ins Wasser gefallen und der Motor läuft wieder. :)

 

Um den Motor zu testen bin ich Abends durch die Ankerbucht gefahren. Um nicht ganz unnötig herumzufahren habe ich eine Angelschnur mit einem Köder hinter mir hergezogen. Nach nur 10 Minuten hatte ich gleich einen Biss und einen kleinen Bonito am Haken. Voller Freude und Tatendrang habe ich, als der Fisch auf dem Dinghy war, den Haken gleich noch zweimal reingeschmissen und bin mit drei schönen Bonitos zurück zum Boot gekommen. Nadja hat es auch kaum glauben können, dass wir soviel Glück hatten in der Bucht etwas zu fangen.

 

Schweren Herzens werden wir morgen ausklarieren und dann hoffentlich gemütlich nach St. Lucia segeln. Barbados hat und wahnsinnig gut gefallen und wir haben bis jetzt auf der gesamten Reise noch keinen Ort getroffen an dem wir so viele positiv eingestellte und nette Menschen getroffen haben.