13 Transatlantik

Transatlantik

Mindelo to Barbados

 

18 Tage - 2.100 Meilen im drei Stunden Rhtymus

Am ersten Dezember war es soweit. Laut Wetterbericht haben die Passatwinde eingesetzt und wir hatten keinen Grund unseren Start zu verschieben. So sind wir zu zweit zu unserem Transatlantiktörn aufgebrochen. 2.100 Meilen trennen uns von unserem neuem Zuhause, der Karibik.

 

Bei wenig Wind sind wir zusammen mit 15 anderen Schiffen gestartet und haben am ersten Tag knapp 100 Meilen unter unserem Parasailor zurückgelegt. Gleich am ersten Abend hatten wir Delfine am Bug und ab und zu sind welche komplett senkrecht aus dem Wasser gesprungen.

 

Als am nächsten Tag die Sonne aufging sahen wir bereits keines der anderen Schiffe mehr und Land war auch nicht mehr in Sicht. Der Wind frischte auf und wir segelten weitere zwei Tage mit der Genua und dem Groß auf Backbord ausgebaumt. Die Windsteueranlage steuerte seid Mindelo ununterbrochen und wir hatten nahezu perfekte Bedingungen.

 

Während der nächsten Tage nahm der Wind immer mehr zu und kam mittlerweile genau von hinten. Bei genau achterlichem Wind ist es für uns nicht so einfach mit dem Windpilot Kurs zu halten, weswegen wir lieber vor dem Wind in Tagesschlägen kreuzten. Die Bootsgeschwindigkeit wird durch den anderen Windeinfallswinkel schneller und somit können wir die zusätzliche Strecke fast ausgleichen. Geschwindigkeit ist uns auch nicht annähernd so wichtig wie die autonome Steuerung der Windsteueranlage.

 

Der Wellengang wurde immer stärker und wir haben angefangen stark zu rollen. So stark, dass wir nicht fischen konnten, was mich ziemlich ärgerte. Wir hätten zwar die Fische auf´s Schiff bekommen, nur macht filetieren und zubereiten bei den Bewegungen nicht wirklich Spaß.

 

Nachts hatten wir immer wieder Besuch von fliegenden Fischen an Bord. Die sieht man auf dem Atlantik überall und ständig. Warum auch immer landen die Fische Nachts überall bei uns auf dem Schiff. Während der Wache bekommt man auch mal einen gegen den Kopf oder der Fisch landet genau im Schoß. Die Fische wieder über Bord zu befördern ist gar nicht so einfach, da diese super glitschig sind. Nadja blieb von den Fliegenfischattacken eigenartigerweise verschont.

 

Nach der ersten Woche ist die Temperatur stetig angestiegen und wir hatten selbst Nachts 26 Grad, was die Wachen angenehm machte.

 

Als wir ungefähr 700 Meilen von Mindelo entfernt waren ist eine Gruppe von hunderten Pilotwhales an uns vorbeigezogen. Es hat über eine Stunde gedauert bis alle an uns vorbei waren. Ab und zu sind die Wale ähnlich wie Defline in unserer Bugwelle geschwommen und hatten merklich Spaß dabei, super nah ans Boot zu schwimmen.

 

Mittags haben wir täglich einen Wetterbericht heruntergeladen. Dafür haben wir das Satelittentelfon mit dem Laptop verbunden und eine sagenhafte 2,5 kb Internetverbindung aufgebaut. Nach ein paar Minuten war dann alles erledigt und wir hatten ein Gribfile was uns die weitere Planung ermöglichte. Leider haben wir irgendwann im Gribfile gelesen, dass die Wellen drei Tage vor Barbados auf knapp vier Meter mit einem Abstand von 7 Sekunden ansteigen. Entsprechend haben wir das Boot vorbereitet und uns versucht vorher so gut es geht auszuruhen um genügend Power für die anstrengenden Tage zu haben.

Neben den Walen hatten wir auch noch Besuch von einem Blue Marlin. Nadja hatte kurz aufgeschrien als sie eine große blaue Flosse direkt hinter dem Boot bemerkte und wir waren uns anfangs unschlüssig was da hinter uns herschwamm. Nach ein paar Minuten erkannten wir dann das Schwert und haben die Gopro ins Wasser gehalten um eine Aufnahme von diesem Prachtexemplar zu machen. Als der Marlin neben dem Schiff war konnten wir erst die komplette Größe erkennen. Da unter Wasser alles größer aussieht ist es nicht so einfach, wir schätzen jedoch, dass er ca. 3 Meter lang war.

 

Mitten auf dem Atlantik ist auch ein Vogel bei uns gelandet. Wir sind uns nicht sicher ob es sich um einen Seevogel handelte oder ob der Arme sich verflogen hat. Jedoch ist er über Nacht und den nächsten Tag bei uns geblieben und hat sich ausgeruht. Am nächsten Morgen haben wir unseren Gast mit den auf dem Deck gelandeten Fischen gefüttert und alle waren glücklich.

 

Die Wellen wurden, um so näher wir nach Barbados kamen, immer größer und steiler und wir hatten nun ständig Wasser im Cockpit. Meistens kamen die Wellen genau von hinten, hoben uns an und brachten das Schiff zum surfen. Immer wieder sind wir mit bis zu 15 Knoten die Wellen heruntergesurft und waren froh, dass die Steuerung es schaffte, die Wellen auszusteuern. Ab und zu hatten wir jedoch Pech und die Wellen sind genau von der Seite eingeschlagen. Es kam fünf mal vor, das eine Welle komplett über unser Schiff gerollt ist und mich dabei im Liegen von der Backskiste gespült hat. Auch hier blieb Nadja wieder verschont. Wir hatten kurzfristig ca. 30 Zentimeter hoch das Wasser im Cockpit stehen. Eine Welle ist ganz unglücklich gebrochen und hat uns fast das Dinghi vom Deck gerissen und ist mit voller Wucht gegen den Baum geknallt. Wir waren bei dem Wellengang beide im Schiff und hatten nur gehofft, dass alles ganz bleibt. Leider war das nicht der Fall und durch den starken Ruderdruck bei dem Wellengang sind nach und nach beid Relingsrollen für die Leinenverbindung unserer Steuerung abgebrochen. Wir konnten glücklicherweise alles mit Bändseln reparieren und haben die Steuerung wieder in den Griff bekommen. Während der Reparatur haben wir versucht das Schiff mit dem Autopilot zu steuern. Dabei ist bei der ersten Welle die Halterung an der Pinne rausgebrochen. Diese haben wir mit dem Akkuschrauber, Kabelbindern und Panzerband wieder repariert und fixiert bekommen. Leider ist dann bei der nächsten Welle der Kopf vom Autopiloten rausgebrochen. Der Autopilot funktioniert also leider nicht bei Wellengang.

 

Normalerweise sind einfache Reparaturen auf dem Atlantik, nachts im Regen und starkem Wellengang, gar nicht so einfach. Das schwierigste ist es an der Pinne zu arbeiten während man segelt und zeitgleich muss man Kurs halten um nicht die Welle von der Seite zu bekommen. Anhalten ist ja schwer möglich, weshalb wir uns vor allen Arbeiten einen genauen Plan machten bevor wir angefangen haben.

 

Die letzten drei Tage hatten wir täglich mehrere Squalls. Dabei handelt es sich um eine tropische Gewitterfront, welche von Osten super schnell anrollt. Ein Squall hat keinen Blitz oder Donner, jedoch eine Menge Wind und Regen. Meistens verdoppelt sich die Windgeschwindigkeit und steigt auf 40 Knoten an. Sobald man die erste Böe abbekommt ist es meistens zu spät zum reffen und man muss den Squall aussteuern. Sobald der Wind nachlässt setzt sintflutartiger Regen ein und 20 Minuten später ist wieder alles vorbei.

 

Da wir keinen Radar haben verlassen wir uns immer auf unsere Augen und konnten glücklicherweise jeden Squall ausmachen bevor er uns traf. Mittags hatten wir, bevor die Squalls uns erreichten, schon das Duschgel bereitgestellt und uns auf den Regen gefreut.

 

Nachts sind wir mit extra kleiner Segelfläche gesegelt, so dass wir im Falle eines Squalls keine größeren Schäden abbekommen. Der Geschwindigkeitsverlust war uns für die zusätzliche Sicherheit egal.

 

Nach 18 Tagen war es soweit und wir konnten im Morgengrauen die Ostküste von Barbados erkennen. Es ist ein wahnsinniges Gefühl nach so vielen Tagen auf See endlich wieder Land zu sehen.

 

Die letzten Tage haben sich echt gezogen und man freut sich über jede Meile die man dem Ziel näher kommt.

 

In Barbados angekommen sind wir in den Hafen von Bridgetown gesegelt, wo wir neben den Kreuzfahrtschiffen an einer drei Meter hohen Mauer festmachten. Nachdem wir es geschafft hatten die Mauer mit Hilfe akrobatischer Meisterstücke hochzuklettern konnten wir endlich zum einklarieren. Hierbei mussten wir erst zum Zoll, dann zur Polizei und danach noch zur Immigration. Überall mussten wir nahezu die exakt gleichen Formulare ausfüllen. Die Bürokraten waren super nett und alle im Weihnachtsmodus. Ringsum lief Weihnachtsmusik und alles war entsprechend geschmückt.

 

Als die Formalitäten erledigt waren sind wir zwei Meilen weiter in die Carlise Bay vor Bridgetown gefahren, wo wir endlich wieder seit langer Zeit den Anker fallen lassen konnten.

 

Wir sind nun überglücklich in der Karibik zu sein und können es noch gar nicht wirklich fassen. Erstmal werden wir uns jetzt den ein oder anderen Rumpunch gönnen, die anstehenden Arbeiten am Boot erledigen und dann die Insel mit all ihren Schönheiten erkunden.

 

 

Praktische Infos zur Vorbereitung eines Transatlantiktörns

 

 

Route:

Wir haben uns dafür entschieden, von den Kanaren über die Kap Verden in die Karibik zu segeln anstatt den direkten Weg zu nehmen. Die Strecke ist unwesentlich Länger, hat jedoch einige Vorteile zu der häufiger genutzten direkten Strecke. Zum einen treten die Passatwinde erst südlich von 20 Grad ein und man kann die auf der Strecke vorhanden Ozeanströmungen für sich nutzen. Von den Kanaren aus drückt einen der Kanarenstrom direkt Richtung Kap Verden und von den Kap Verden aus wird man vom Nordäquatorialstrom in die Karibik geschickt. Die von den Kanaren in Richtung Karibk fließende Subtropenströmung ist wesentlich schwächer als die von den Kap Verden fließende ausgeprägt.

 

Des Weiteren sind unserer Meinung die Kap Verden definitiv einen Besuch wert ;-)

 

Wetter:

Zur Navigation und Routenplanung verlassen wir uns hauptsächlich auf Gribfiles. Vor jedem Törn beobachten wir längere Zeit auf Windytv die Großwetterlage und wenn wir dann unterwegs sind verwenden wir Gribfiles. Auf unserem Laptop verwenden wir OpenCPN zum lesen der Files und auf dem Smartphone und Tablet die App Pocketgrib.

Seid wir unterwegs sind waren die Gribfiles sehr genau und haben unsere Beobachtungen exakt wiedergespiegelt. (Bis auf den Golf von Lyon - da konnte man die vergessen)

 

 

Segelstellung:

Grundsätzlich haben wir die Segelstellung so gewählt, dass die Windsteuerug die besten Ergebnisse erzielt und wir für die längstmögliche Zeit nichts ändern müssen.

 

1 Tag - Nur mit Parasailor

2 Tage - Genua und Groß auf Backbord ausgebaumt

15 Tage - Nur Genua

 

Wir haben alles Versucht, haben es aber nicht geschafft Butterfly unter der Windsteuerung zu fahren, weswegen wir oftmals vor dem Wind gekreuzt haben.

 

Der Geschwindigkeitszuwachs durch den veränderten Windeinfallswinkel hat die zusätzlichen Meilen ausgeglichen. Unsere täglichen Etmale langen bei ca. 110 Meilen. Das schlechteste Etmal war 91 Meilen - das Beste 155 Meilen.

 

Die letzten Tage vor der Karibik wenn die Anzahl der Squalls zunimmt sind wir Nachts nur mit gereffter Genua gesegelt um im Falle eines nicht bemerkten Squalls nicht die Segel zu zerreißen.

 

Wachen:

Wir hatten Nachts drei Stunden Wachen und tagsüber 4 Stunden. Meistens war immer einer von uns am schlafen, sodass wir uns oftmals nur während der Manöver oder beim Abendessen sahen. Die drei Stunden Wachen bedeuten ja nicht, das man exakt drei Stunden Schlaf hat. Bei vielen Manövern war es notwendig, das wir beide wach waren und nach einer Schicht kann man auch nicht direkt einschlafen. Nach 10 Tagen merkten wir beide merklich den Schlafentzug. Bis auf wenige male bei schlechtem Wetter haben wir alle Wachen draußen im Cockpit verbracht.

 

Navigation:

Bis zu unserem Transatlantiktörn haben wir nie wirklich die Magnetkompassabweichung berücksichtig. Diese beträgt auf dem Atlantik jedoch bis zu 17 Grad und muss somit einbezogen werden. Wir haben den kompletten Weg mit dem Ipad und der Navionics App navigiert und hatten überall auf dem Atlantik besten Empfang und konnte zu dem mit dem GPS Kurs navigieren und somit den Kompass nur als Backup verwenden.

 

Kommunikation:

Unser Funkgerät haben wir nur einmal während der ganzen Fahrt genutzt. Für den Törn haben wir uns ein gebrauchtes Satellitentelfon zugelegt. Der Empfang war auf dem gesamten Atlantik hervorragend. Wir konnten mithilfe einer seriellen Schnittstelle das Telefon mit dem Computer verbinden und so eine Internetverbindung mit einer sensationellen Geschwindigkeit von 2,5 KB aufbauen. Über ein spezielles Mailprogramm (Onsatmail) kann man dann komprimierte Mails versenden und erhalten sowie Webfetches nutzen und Gribiles herunterladen. Für den Empfang eines Wetterberichtes haben wir ca. 5 Minuten benötigt.

 

Wasser:

Auf unsere Wassermacher wollten wir uns auf dem Atlantik nicht verlassen und haben deswegen unseren Wasservorrat überdimensional aufgebaut.

 

Frischwassertank 190 Liter / Boiler 40 Liter / Heckdusche 40 Liter / in Flaschen > 200 Liter

 

Bei Ankunft auf Barbados haben wir nichtmal annähernd die Hälfte des Wassers verbraucht. Nudeln haben wir immer 50 / 50 gekocht. Sprich 50 % Salzwasser und 50 % Frischwasser. Den Abwasch haben wir auch mit Salzwasser erledigt.

 

Geduscht haben wir erst mit Salzwasser und uns dann kurz mit Süßwasser abgespült. Die Regenfronten in den Squalls haben wir auch zum Duschen genutzt.

 

Essen:

Kochen ist durch die starken Rollbewegungen schwerer gefallen als geplant. Oftmals sind wir beim Kochen hingeflogen oder der Kochtopf wurde im Schiff trotz kardanischer Aufhängung geleert. Auf den Kap Verden kann man nur das notwendigste kaufen weshalb es sich unbedingt empfiehlt auf den Kanaren zu proviantieren. Wir haben sehr viele Fertiggerichte und einfache Gerichte gegessen. Was eine nette Begrüßung zur Wache ist sind nicht gezuckerte Müsliriegeln in allen Variationen. Das Obst hat uns fast den ganzen Törn über gereicht. Auf den Kap Verden sind wir mit grünen Bananen gestartet welche erst nach 10 Tagen reiften. So hatten wir durchweg frisches Obst. Viele andere Segler haben sich Essen auch auf den Kanaren vakumieren lassen und waren alle durchweg zufrieden. Dafür kann man einfach zum Metzger gehen und fragen ob er Fleisch und Co für einen vakumiert.

 

Energie:

Da unser Schiff über so gut wie keine Elektronik verfügt hatten wir keine Probleme bezüglich des Energiemanagements. Während der Überfahrt waren unsere einzigen Verbraucher der Kühlschrank, das Ipad und Nachts die LED Navigationsbeleuchtung. Dafür hatte wir eine 480 AH AGM Verbraucherbank. Alle fünf Tage haben wir den Motor für zwei Stunden laufen lassen - jedoch mehr aus Wartungszwecken als für die aktive Energiegewinnung. Die Spannung ist nie unter 12 Volt gefallen und laut Batteriemonitor waren wir nie unter 50 % Akkuleistung. Unseren Wellengenerator haben wir während der Überfahrt nicht verwendet.

 

Begegnungen:

Nach dem ersten Segeltag haben wir bis nach Barbados nur noch zwei Segelschiffe getroffen. Joanna aus Dänemark 1.000 Meilen vor Barbados und Regina aus der Schweiz 400 Meilen vorher. Kommerzielle Berufsschifffahrt haben wir keine gesichtet.

 

Erlittene Schäden:

 

Regler am Kocher ist durch Fixierung mit Expander geschmolzen.

Pinnenbeschlag für Autopilot gebrochen

Autopilot Befestigungskopf gebrochen

Relingsrollen für Windpiloten beide gebrochen

Flagge zerissen

Steuerrungsleine/Fernbedienung Windpilot gerissen

Lackabplatzer am Bug

Spanngurte alle durchgerostet

Wellenanode gelöst

Notmesser durchgerostet

Autofokus Nikon Objektiv

12 Volt Verlängerung sowie Apple Ladekabel korrodiert

 

Alle wichtigen Reparaturen konnten wir während der Fahrt durchführen und sind über glücklich, dass wir keine größeren Schäden erlitten haben. Hier in der Ankerbucht haben 60 % der angekommenen Schiffe weit größere Schäden erlitten. Die häufigsten sind dabei, defekter Autopilot, gerissene oder beschädigte Segel und Ruderschäden. Das Boot Joanna, welches wir getroffen haben hat noch das Spinnaker zerissen und der Achterstag ist herausgerissen.

 

Danksagung!

 

Ganz besonders möchten wir uns bei unseren Unterstützer bedanken, welche mit Ihren Spenden diese Reise mit ermöglichen. Sobald es uns möglich ist, werden wir die Einnahmen in eine Drohne investieren um noch beeindruckendere Aufnahmen mit Euch zu teilen. Danke nochmal!

 

Special thanks to -

 

Dominik R. - Katharina N. - Dirk F. - Tom E. - Lars N. - Björn D. - Robert A. - Jan V. - David L. - Elena S. -Thomas G. - Rainer S. - George Z. - Karl-Heinz M. - Svenja H. - Sowie unseren Familen