12 Kap Verden

Kap Verden

Mindelo - Santa Antao - Pául

 

18 Tage - 200 Meilen - Goodbye Europa

 

Voller Aufregung und bei strahlendem Sonnenschein sind wir in Puerto Rico im Süden von Gran Canaria zu unserem ersten größeren Törn auf den Kap Verden aufgebrochen. Es hat ca. 4 Stunden gedauert, bis wir aus dem Windschatten von Gran Canaria waren und endlich unser neues Parasailor setzen konnten. Das Parasailor setzen wir ab sofort nur noch mit Handschuhen, da beim Aufsteigen des Segels mir die Schot ein kleines Branding in der inneren Handfläche verpasst hat. Nach ein paar weiteren Stunden hatten wir eine unglaublich hohe Dünung und der Wind wurde von Stunde zu Stunde weniger. Irgendwann hatten wir dann leider so wenig Wind, dass wir das Leichtwindsegel bergen mussten. Das war bei dem hohen Wellengang gar nicht so einfach, da ich bei jeder Welle fast ins Wasser gefallen bin und das Segel nur schwer zusammenfalten und in den Bergesack legen konnte.

Als das Segel sicher verstaut und die ganze Anstrengung vorüber war, passierte es. Ich war das erste mal seekrank und musste mehrmals mein Mittagessen mit den umherschwimmenden Fischen teilen.

Glücklicherweise war der Spaß nach ein paar Stunden vorbei und ich wieder einsatzbereit. Während der Zeit mit der starken Übelkeit habe ich mich nicht wirklich in der Lage gefühlt irgendwelche Manöver oder sonstige Aktivitäten zu machen.

Da der Wind nicht wieder zunahm motorten wir die erste Nacht und fingen gleich bei Sonnenuntergang eine ordentliche Dorade. Nach 20 Minuten hatten wir den Fisch an Bord und verstauten die Filets für den nächsten Tag im Kühlschrank. Voller Tatendrang schmießen wir unseren grün weiß schimmernden Tintenfischköder wieder rein und hatten ca. zwei Stunden später bei Vollmond wieder einen Biss.

Diesmal hatten wir enorm viel Druck auf der Leine und der Fisch hat trotz angezogener Bremse mindestens 150 Meter Leine gezogen. Bei der Dorade ist die Leine ziemlich horziontal über der Wasseroberfläche und man sieht den Fisch ab und zu aus dem Wasser springen. Diesmal war das aber anders. Die Leine ging fast senkrecht nach unten und der Druck hat auch nach 30 Minuten kaum nachgelassen.

Immer wieder mussten Phil und ich uns abwechseln um ein Stück der Leine zurückzukämpfen. Nach 40 Minuten sahen wir dann zum ersten mal etwas neben unserem Boot. Es war ein ordentlicher Yellowfin Thunfisch.

Da der Haken ja bewiesen hatte, das er ordentlich sitzt und wir nicht wussten wie wir den fetten Fisch an Bord bekommen sollten haben wir den Thunfisch solange Kreise ums Boot schwimmen lassen bis dieser komplett ermüdet war und wir ihn mit unserem Haken aufs Schiff ziehen konnten.

Thunfische haben im Gegensatz zu vielen Fischen rotes Fleisch. Bis dato habe ich mir nie etwas dabei gedacht. Als wir ihn dann aber filetiert hatten war unser komplettes Cockpit blutüberströmt und wir wissen nun, was das mit dem Fleisch auf sich hat. Den nächsten werden wir vor dem filetieren besser ausbluten lassen.

Jetzt hatten wir mehr Fisch als wir essen konnten und stoppten jegliche Angelaktivitäten. Die nächsten Tage gab es dann Thunfischsteaks zum Frühstück, Thunfischsalat zum Mittagessen, Thunfischdipp mit Sandwiches für zwischendurch usw..

Wir brauchten vier Tage bevor wir Nadjas Erlaubnis zum weiteren angeln bekamen. Als wir den Köder wieder ins Wasser warfen hat es nicht lange gedauert bis wir wieder eine große Dorade am Haken hatten, so dass wir den restlichen Weg nicht mehr angeln brauchten.

Der Wind war während des gesamten Törn ziemlich wechselhaft. Die meiste Zeit sind wir nur mit dem Leichtwindsegel gefahren und wenn wir dann Wind hatten mussten wir gerefft segeln. Die Windsteueranlage haben wir nach viel Muße zum Laufen gebracht und sind mit dem Ergebnis sehr zu frieden. Die Anlage steuert besser als jeder von uns und hat dabei auch doppelt soviel Kraft wie wir.

Der einzige Nachteil ist, dass die Windsteuerung, wie der Name schon sagt, ordentlichen Wind zum steuern braucht. Wenn wir mit dem Leichtwindsegel bei 10 Knoten Wind 5 Knoten Fahrt durchs Wasser machen, ist der scheinbare Wind an der Windfahne zu schwach um einen vernünftigen Steuerimpuls zu geben. Deswegen müssen wir bei leichtem Wind von Hand steuern.

Unterwegs hatten wir immer wieder Besuche von Delfinen und haben einmal eine Familie Pilotwale an uns vorbeiziehen sehen. Bei dem Versuch die Wale zu fotografieren bin ich voller Adrenalin ins Cockpit gesprungen um die Kamera zu holen und ohne die Beine zu heben aus dem Cockpit gesprungen. Dabei musste ich schmerzhaft feststellen, das die Stahltreppe härter als mein Schienbein ist und die Wale sind bei dem Rumps auch verschwunden.

Desweiteren hatten wir auch Besuch von einem Seevogel mit Watschelfüßen, welcher Nadja bei der Nachtwache Gesellschaft leistete und sich bei uns im windgeschützten Cockpit ausruhte. Bei meiner Nachtwache wurde ich von einem Schwarm fliegender Fische attackiert und hatte Mühe, die glitschigen Fische wieder aus dem Cockpit zu befördern. Am nächsten Tag lagen noch Fische auf dem Vorschiff, die ich in der Nacht nicht bemerkt hatte.

Kurz vor den Kap Verden sind wir in ein kleines Tiefdruckgebiet gekommen, wobei leider der Wind wieder eingeschlafen ist. Die Nächte waren so dunkel, dass man Nachts das Meer vom Himmel nicht unterscheiden konnte. So dunkle Nächte hatten wir bis dato noch nie.

Nach 8 Tagen und 5 Stunden war es geschafft und wir sind in die große Bucht von Mindelo auf Saint Vincent in den Kap Verden eingebogen. In der Bucht gab es einen enormen Düseneffekt wegen der vielen Berge, sodass wir bei 20 Knoten im Hafen anlegen mussten.

Auf diversen Internetseiten hatten wir viel schlechtes über die Kap Verden gelesen und sind somit mit einem schlechtem Bauchgefühl hier angekommen. Wir haben jedoch durchweg positive Erfahrungen gesammelt und nur freundliche Leute kennengelernt.

Im Hafen von Mindelo herscht ständig Aufbruchstimmung. Jeden Tag kommen Boote zum proviantieren und andere laufen mit dem Ziel Karibik aus.

Während unserer Zeit hier sind jede Menge Schiffe von den bekannten Atlantik-Rallys wegen zu wenig Wind oder technischen Schäden angekommen. Glücklicherweise ist bei unserer Überfahrt bis auf zwei Schäkel nichts kaputt geganngen.

Von Mindelo aus haben wir die Fähre zur Nachbarinsel Santa Antao genommen und sind wandern gegangen. Die Insel ist absolut Atemberaubend!

Mit einem kleinem Van, welcher Lebensmittel die mit der Fähre ankommen auf der Insel verteilt, sind wir hoch zu einem Vulkankrater gefahren, den wir hinabsteigen wollten.

Mein Sitznachbar dabei war ein 200 Liter Fass gefüllt mit Zuckerrohrschnaps.

Der Vulkankrater befindet sich auf ca. 1.200 Meter Höhe und ist genauso grün wie in den Alpen. Die Luft ist so etwas von frisch und überall duftet es nach Orangen und Kräutern.

Im Krater ist der Boden sehr fruchtbar was dazu führt, dass viel Landwirtschaft betrieben wird. Unten angekommen haben wir den Weg nach „Paul“ von einem Jungen erfahren, der gerade seinen Esel mit Wasserkanistern beladen hat. Über die obligatorischen Müsliriegel hat er sich enorm gefreut.

Auf der anderen Seite des Kraters hat man einen herrlichen Blick auf das 9.000 Einwohner große Dorf Paul. In dem Dorf hängen sehr oft Wolken fest und das Klima ist ideal für die dortige Landwirtschaft. Auf dem Weg ins Tal sind wir vorbei an Bananenstauden, Papayas, Mangobäumen und Kaffeplantagen gelaufen.

Als wir ankamen haben wir einen Einheimischen getroffen, welcher mit uns auf der Fähre war. Wir wurden zur Rumverkostung in seinen Laden eingeladen und haben versucht, alle 15 Sorten Likör sowie den Rum entsprechend zu probieren.

Mit etwas Schlagseite und 10 Flaschen Likör im Gepäck sind wir wieder von Paul Richtung Meer gewandert. Der Weg war viel zu weit und wir konnten unmöglich die Fähre bekommen. Glücklicherweise ist unser neu gewonnener einheimischer Freund mit einem Transporter mit weitern 10 Einheimischen auf dem Weg zum nächsten Dorf gewesen und hat uns eingesammelt und auf seiner Ladefläche mit zur Fähre genommen.

Nach der (Rum)wanderung konnten wir direkt nach Ankunft in Mindelo um fünf Uhr hervorragend trotz der 30 Grad Lufttemperatur schlafen. :)

Die Kap Verden sind wirklich toll und wir bereuen es jetzt schon, dass wir nicht die anderen Inseln hier besuchen. Die Vorfreude auf die Karibik ist jedoch so hoch, dass wir einfach nur dort angekommen möchten und daher keine Unternehmungen mehr machen.

Die Strecke von Mindelo nach Barbados beträgt ca. 2.100 Meilen und wir schätzen, dass wir ca. 24 Tage dafür benötigen.

Vor der Strecke haben wir enormen Respekt da wir immer wieder Boote hier treffen, die auf dem Weg von Gran Canaria in die Karibik abbrechen mussten. Jeden Tag kommen hier Ruderschäden, defekte Autopiloten und andere Riggschäden an. Eine Yacht ist nach einer Unterwasserkollison komplett gesunken. Die Crew der Noah hatten wir in Gibraltar kennengelernt. Glücklicherweise konnten sie schnell gerettet werden und sind wohlauf. Diese, sowie weitere Geschichten von der ARC und Barbados 50 Rallye sind auf der einen Seite einschüchternd, auf der anderen Seite erhöhen sie unsere Wachsamkeit und wir setzen uns mit den etwaigen Risiken rechtzeitig auseinander. Dafür haben wir uns bereits in Gibraltar ein EPIRB zugelegt und dank Daniela Hoppe von www.satrent.de haben wir jetzt auch ein günstiges Satellitentelefon, womit wir während der Überfahrt Wetterberichte, Gefahrenmeldungen und Mails empfangen können.

Morgen am 01.12 sieht es so aus, als stabilisieren sich die Passatwinde und wir lösen die Leinen für den nächsten größeren Schlag. Drückt uns die Daumen und wünscht uns faire Winde.