10 Marokko

Marokko

Mohammedia - Marrakesh - Essaouira

 

14 Tage - 608 Meilen - 1001 Nächte

 

Mit enormem Respekt und der entsprechenden Vorbereitung sind wir drei Stunden vor Niedrigwasser im Hafen von Gibraltar mit dem Ziel Rabat aufgebrochen. In der teilweise nur 10 Meilen breiten Meeresenge zwischen Europa und Afrika gibt es viel zu beachten.

Neben dem hohen Verkehrsaufkommen sind noch die Gezeiten sowie der ständige Atlantikstrom zu berücksichtigen. Im Mittelmeer verdunstet wesentlich mehr Wasser wie durch Flüsse sowie Regen wieder hinzugeführt wird. Dadurch ist das Mittelmeer zum einen salzhaltiger als der Atlantik und zum zweiten ist der Pegel stets niedriger.

Der Atlantik versucht den niedrigeren Pegel ständig auszugleichen und so kommt es, dass man eine dauerhafte Strömung vom Atlantik ins Mittelmeer hat. Durch das weniger salzhaltige und somit leichtere Wasser des Atlantiks findet die Strömung hauptsächlich an der Oberfläche statt.

Wir sind deshalb drei Stunden vor Niedrigwasser aufgebrochen, weil bei Niedrigwasser der Gezeitenstrom vom Mittelmeer in den Atlantik drückt und somit die Atlantikströmung schwächt. Wir sind bis zur Querung so nah wie möglich am Ufer geblieben, da die Strömung dort am schwächsten ist. Pünktlich zum einsetzen des Niedrigwassers haben wir das Verkehrstrennungsgebiet gekreuzt und sind hochkonzentriert im Zick Zack zwischen den riesigen Industrieschiffen unter Motor und Segel durchgeschippert.

Sobald wir nahe genug an der Marokkanischen Küste waren ist die Strömung deutlich zurückgegangen und wir konnten gemütlich in den Atlantik einfahren.

An der afrikanischen Küste erwartete uns eine sehr dichte Nebelwand, welche auch nach Stunden nicht weniger wurde. Immer wieder haben wir Schwertfische neben dem Schiff aus dem Wasser springen sehen und ab und zu kam auch mal ein neugieriger Hai vorbei um zu schauen, ob sich Beute unter unserem Schiff versteckte.

Circa 15 Meilen westlich von Marokko haben wir ein Flüchtlingsboot mit 9 Insassen gesehen. Die Armen hatten nicht mal einen Motor und sind in Richtung Gibraltar gepaddelt. Selbst bei den besten Bedingungen kann das mit dem Boot und gegen den Strom kaum machbar sein.

Unser geplantes Ziel Rabat mussten wir wegen der zu hohen Dünung vor der Hafeneinfahrt aufgeben und sind somit direkt weiter in Richtung Casablanca gesegelt. Vor der Küste waren überall kleine Fischerboote die auch nachts unterwegs sind und mit ihren Lampen Fische anlockten. Die Boote fahren direkt auf einen zu und drehen dann fünf Meter vor einem ab. Anfangs haben wir immer abgedreht, doch irgendwann sind wir ohne eine Bewegung einfach auf Kurs geblieben.

Casablanca selbst hat keinen Hafen, somit sind wir ca. 20 Meilen nördlich in den Industriehafen von Mohammedia gefahren.

Die Marina ist sehr gut geschützt, jedoch leider nicht wirklich schön. Der Ort selbst wirkt sehr authentisch, da hier keine Touristen sind und man somit wirklich in Marokko angekommen ist. Von Mohammedia aus sind wir mit dem Zug nach Casablanca und Marrakesch gefahren, wo wir einige Tage in einem klassischen Riad verbracht haben.

Marrakesch ist das organisierte Chaos. Hauptschauplatz ist der Djemaa el Fna. Ein großer Platz inmitten der Medina auf dem tagsüber Schlangenbeschwörer und sonstige Akrobaten ihre Show darbieten und Nachts überall Essensstände aufgebaut werden.

Man bekommt den bekannten und beliebten Marokkanischen Minztee, bei dem einfach frische Minze mit heißem Wasser und Zucker aufgebraut wird. An den Essensständen haben wir uns leider so den Magen verdorben, dass wir mit Schüttelfrost und enormen Fieber eine Pause einlegen mussten und zurück nach Mohammedia sind.

Als wir wieder einigermaßen fit waren haben wir uns mit unserem Besuch Björn in Marrakesch getroffen und nochmal zusammen die Stadt erkundet. Danach sind wir von Mohammedia zwei Tage in den Süden nach Essaouria gesegelt. Unterwegs wurden wir immer wieder von Delfinen begleitet, hatten allerdings leider sehr oft zu schwachen Wind.

Kurz nach Sonnenaufgang kamen wir total übermüdet in Essaouria an und ankerten zuerst einmal in der Bucht, geschützt hinter den Felsen. Die Gezeiten betragen hier drei Meter und deswegen wollten wir bevorzugt bei Hochwasser in den Hafen einfahren.

Nachdem wir uns kurz ausgeruht hatten hörte unser Funkgerät nicht auf, uns aus dem Schlaf zu ziehen. Die Wasserpolizei bat uns in den Hafen zu kommen, da ihr Polizeischiff kaputt war und sie deswegen nicht zu uns kommen konnten.

Wir haben also den Anker gehoben, fuhren in den kleinen belebten Fischerhafen und machten an einem marokkanischen Segelschiff fest, welches dauerhaft an der Pier verankert ist.

Es dauerte ungefähr zwei Stunden bis alle Formalitäten mit der Wasserpolizei, der Immigration, der normalen Polizei, dem Zoll sowie dem Hafenmeister erledigt waren.

In dem Hafen selbst herrscht reges Treiben und überall werden die frischen Fänge verkauft. Hier gibt es wirklich alles zu kaufen. Haie, Schwertfische, Moränen, Rochen usw.

Leider erwarten wir in den nächsten Tagen ein Tiefdruckgebiet mit Starkwind wobei der Wind auf Süd dreht und mindestens eine Woche bleiben soll. Wir beschließen also noch mit Björn schön Essen zu gehen und am nächsten Morgen so früh wie möglich nach Lanzarote aufzubrechen.

Im dichtesten Nebel verließen wir den Hafen und segelten 12 Stunden hindurch, bis wir wieder etwas sahen. Wir hatten durchgehend eine ca. 1,8 Meter hohe Welle genau von der Seite, welche das Kurshalten erschwerte.

Nach 48 Stunden haben wir die 260 Meilen nach Lanzarote gut überstanden und freuen uns darauf, die Insel zu erkunden.